Kinder werden immer dicker
Gesundbrunnen. In Wedding, Gesundbrunnen und Moabit ist der Anteil übergewichtiger Kinder überdurchschnittlich hoch.
Laut der jüngsten Schuleingangsuntersuchung waren elf Prozent der Kinder übergewichtig, drei sogar adipös, also stark oder schon krankhaft zu dick. Das sagte der Leiter des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes (KJGD), Dr. Matthias Brockstedt, im Gesundheitsausschuss der Bezirksverordnetenversammlung.
Der Anteil adipöser Kinder sei bei Familien mit türkischem Migrationshintergrund ungewöhnlich hoch. Brockstedt nennt kulturelle Gründe als Ursache. Auch würden sich Kinder aus sozial schwachen Familien einseitig und ungesund ernähren. „Eistee, Cola, Chips – und dazu kaum Bewegung“, sagt Brockstedt. Während Eltern im Ortsteil Mitte ihren Kindern eher Wasser und Obst in die Schultasche packten, kämen Kinder aus den ärmeren Gegenden mit süßen Getränken und Baklava in die Schule. „Kinderarmut bedeutet oft vor allem schlecht ernährt und dick“, so der KJGD-Chef.
Das Bezirksamt hat sich als offizielles „public health“-Ziel vorgenommen, die Übergewichtigkeit von Kindern im Bezirk um 20 Prozent zu senken, so Brockstedt. Mehr Bewegungsprogramme und Informationen über gesunde Ernährung sollen helfen. Das Gesundheitsamt will dazu Mittes Kiez-Sportlotsin Susanne Bürger einsetzen. Die kümmert sich bereits seit Jahren vor allem in den Quartiersmanagementgebieten Brunnenviertel und Soldiner Kiez um Sportthemen und knüpft Netzwerke zwischen den Akteuren. Seit diesem Jahr wird Bürger vom Gesundheitsamt finanziert.
Dass sie im Kampf gegen Übergewichtigkeit plötzlich eine Schlüsselrolle bekommt, überrascht sie. „Bisher gibt es noch nichts konkretes, wir stehen erst am Anfang“, so Bürger. Sie berät schon einige Schulen zu Bewegungsangeboten und stellt die Verbindung zu Sportvereinen her. Als Expertin vor allem in Gesundbrunnen und Moabit kennt sie viele Vereine. Spezielle Angebote für adipöse Kinder gebe es aber kaum. Kurse explizit so zu benennen, sei schwierig, weil die Betroffenen sich dadurch stigmatisiert fühlten und nicht kämen.
Bürger möchte jetzt auf die Sportvereine zugehen und sie für das Thema sensibilisieren. Eltern, Schulen oder Vereine können sich jederzeit an die Kiez-Sportlotsin, buerger@bwgt.org, wenden. DJ
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.