Mehr Geld, Profis und Ehrenamt: Senioren diskutieren über „moderne Generationenpolitik“

Kämpferin für mehr Teilhabe älterer Menschen: die Leiterin der Seniorenvertretung, Elke Schilling. | Foto: KEN
  • Kämpferin für mehr Teilhabe älterer Menschen: die Leiterin der Seniorenvertretung, Elke Schilling.
  • Foto: KEN
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Moabit. Selbstbestimmt und in den eigenen vier Wänden älter werden – das fordern die Senioren in Mitte. In einem Workshop der Seniorenvertretung im Rathaus Tiergarten diskutierten sie am 9. Juli „moderne Generationenpolitik“.

Der gleichlautende Altenhilfeplan des Bezirksamtes orientiert sich am tatsächlichen Bedarf und am demographischen Wandel. „Es ist an der Zeit, sich damit kreativ auseinanderzusetzen“, so die Leiterin der bezirklichen Seniorenvertretung, Elke Schilling. Das Thema des demographischen Wandels und die damit einhergehende Aufgabe der Inklusion – inzwischen ein verbrieftes Menschenrecht – bewege den Bezirk, sagte Bürgermeister Christian Hanke (SPD). „Mitte wird gleichzeitig jünger und älter. Die Babyboomer-Jahrgänge kommen ins Rentenalter.“

Im Jahre 2030 wird es doppelt so viele 80-Jährige und Ältere im Bezirk geben wie heute. Der Anteil der Menschen über 65 Jahre im Bezirk beträgt derzeit 13,5 Prozent. Die am stärksten wachsende Bevölkerungsgruppe in Berlin und Mitte sind ältere Menschen mit Migrationshintergrund. Stark steigt auch die Zahl ärmerer Senioren. Den höchsten Anteil von Beziehern der Altersgrundsicherung verzeichnet Wedding mit 14,7 Prozent. Ähnlich sieht es mit 14,3 Prozent in Tiergarten aus. In der Region Alexanderplatz sind es hingegen nur 2,4 Prozent.

Mittes Sozialplanerin Elke Harms verwies darauf, dass alle gesellschaftspolitischen Bereiche gefordert seien, die besonderen Bedürfnisse und Anforderungen älterer Menschen als sogenannte Querschnittsaufgabe aller Politikfelder zu verstehen. Das funktioniere am besten nach dem System der bereits bestehenden „Sozialraumorientierung“. Politische Entscheidungen müssten „demographiefest“ fallen. Unabdingbar seien Geld, professionelles Personal und ehrenamtliches Engagement.

Treptow-Köpenick als Vorbild

In Treptow-Köpenick wird das bereits praktiziert. Dort gibt es etwa das Freiwilligenzentrum „Sternenfischer“. Dessen Team setzt sich aus hauptamtlichen und freiwilligen Mitarbeitern zusammen. Geld sei für ein Projekt nicht allein ausschlaggebend, meint Elke Schilling. „Das ist eine Frage der politischen Schwerpunktsetzung.“ Und im Bezirk Mitte liege der nicht bei den Senioren.
In den drei Arbeitsgruppen des Workshops zu Gesundheitsförderung, Wohnen und Mieten sowie Beteiligung und Begegnung kristallisierten sich ähnliche Forderungen heraus: nach ausreichenden Informationen und Serviceleistungen. 80 Prozent der über 70-Jährigen ist nämlich ohne Internet. Die 30 Begegnungsstätten, Mehrgenerationenhäuser, Nachbarschaftszentren, Familienzentren und Quartiersmanagements in Mitte könnten dort einen wichtigen Beitrag zur Erfüllung dieser Aufgabe leisten. Und Elke Schilling hat ein weiteres Projekt: „Silbernetz“ – eine Krisenhotline nach britischem Vorbild unter dem Dach des Humanistischen Verbandes. Sie hilft alten Menschen aus der Einsamkeit.

Die Ergebnisse der Generationenwerkstatt gehen an die BVV und das Bezirksamt. Gleichzeitig erstellt die Seniorenvertretung daraus einen Fragenkatalog für die Berlin-Wahlen 2016. „Wir werden die Kandidaten befragen. Wir Alten sind das sicherste Wählerpotenzial“, sagt Elke Schilling. KEN

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 702× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 989× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 963× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.323× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.