Millionen für marode Schulen: Senat stellt Sanierungsbedarf aller Schulen fest
Gesundbrunnen. Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) hat erstmals exakte Zahlen präsentiert, wie hoch der Sanierungsbedarf für jede einzelne öffentliche Schule ist.
Marode Fenster, defekte Heizungen, ekelige Toiletten – an Berlins Schulen hat sich ein enormer Sanierungsstau angesammelt. 1,6 Milliarden Euro sind nötig, um die Gebäude in einen vernünftigen Zustand zu bringen. Nach einem detaillierten Gebäudescan gibt es jetzt Zahlen, wie schlimm es wirklich aussieht.
Der Sanierungsbedarf allein an der Ernst-Reuter-Schule an der Stralsunder Straße liegt akut bei rund 16 Millionen Euro. Damit ist die Brennpunktschule auf Platz drei und ganz oben auf der Prioritätenliste. Noch mehr Geld muss der Senat in das Schadow-Gymnasium in Zehlendorf (20 Millionen) und in das Rückert-Gymnasium in Schöneberg (17 Millionen) pumpen.
Der Senat will allein 2017 rund 750 Millionen Euro in Sanierung und Neubau investieren. Der Sanierungsbedarf ist dabei von Bezirk zu Bezirk sehr unterschiedlich. Am höchsten ist er mit 343 Millionen Euro in Steglitz-Zehlendorf. In Charlottenburg-Wilmersdorf (38 Millionen), Neukölln und Treptow-Köpenick (jeweils 48 Millionen) sowie Lichtenberg (44 Millionen) ist die Lage laut Senatsliste nicht ganz so dramatisch. Die Unterschiede liegen daran, dass einige Bezirke Geld aus dem Haushalt für Projekte wie Rathaussanierungen ausgegeben haben und andere vorrangig die Mittel in die Schulen gepumpt haben.
In Mitte wird der akute Sanierungsbedarf in der Gebäudescan-Gesamtübersicht mit 162 Millionen Euro beziffert. Besonders schlecht ist der Zustand der Anna-Lindh-Grundschule, der Ernst-Schering-Schule und der Theodor-Heuss-Schule (Sanierungsbedarf jeweils elf Millionen) und der Schule am Schillerpark (zehn Millionen).
Die 1,6 Milliarden Euro für Schulsanierungen sind der erfasste Akutbedarf. Insgesamt beträgt der Sanierungsstau inklusive Sportstätten, Außenflächen und Investitionen in Barrierefreiheit vier Milliarden Euro.
Der Senat will den Bezirken 96 zusätzliche Stellen für die Hochbauämter zur Verfügung stellen, um die enorme Bauwelle zu wuppen. Schulstadtrat Carsten Spallek (CDU) freut sich über die zusätzlichen Millionen für die Schulsanierung und über mehr Personal, hat jedoch große Probleme, das Geld zu verbauen. Derzeit sei es schwierig, Ingenieure und Bauplaner zu finden, um die Stellen zu besetzen. Im Bezirksamt könne man nicht soviel verdienen wie anderswo, deshalb fehlt es an Bewerbungen. Spallek hat im Moment 23 Mitarbeiter, 17 Stellen sind derzeit unbesetzt, unter anderem wegen Elternzeit.
Die zusätzlichen Millionen vom Senat für dieses Jahr muss der Bezirk bis Ende des Jahres verbauen. Wie der Stadtrat sagt, wird seine Behörde das nicht schaffen und wahrscheinlich die Hälfte der Mittel nicht abrufen können. DJ
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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