Lichtburg-Stiftung startet mit neuem Sport-Kunst-Projekt
Als Profiboxer hat man es nicht leicht. Da schlägst du eine wahnsinnige Schlacht mitten in der Nacht, während andere im Karnevalsvollrausch mit dem Gleichgewicht kämpfen, holst dir den WM-Gürtel zurück und musst zwei Tage später mit Veilchen auf dem Podium sitzen und über Boxen und Kunst nachdenken. Arthur Abraham ist ein netter Mann, und so war der frisch gekürte WBO-Weltmeister im Super-Mittelgewicht in die Gartenstadt Atlantic gekommen, um gemeinsam mit seinem Manager Wilfried Sauerland und dem Gründer der gemeinnützigen Lichtburg-Stiftung Michael Wolffsohn das neue Projekt "Boxen integriert" vorzustellen.
Wie schon bei der Zusammenarbeit mit Hertha BSC geht es darum, Sport und Kultur zusammenzubringen. Gewaltprävention, Fairness, Verantwortung, Respekt, Selbstvertrauen - um all das geht es bei den verschiedenen Projekten in den Lernwerkstätten der Lichtburg-Stiftung. Michael Wolffsohn, Eigentümer der Wohnanlage zwischen Behm-, Bellermann- und Heidebrinker Straße, will vor allem benachteiligten jungen Menschen "über das Boxen hinaus die Möglichkeit geben, ihre Emotionen in Musik und Kunst auszudrücken", wie er sagt.
15 Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren werden ausgewählt, die ab Mai ein Jahr lang von den sechs Trainern des Sauerland-Boxstalls im Max-Schmeling-Gym am Olympiastadion in die Kunst des Faustkampfes eingeführt werden. Wie Wilfried Sauerland sagte, will auch sein Star-Coach Ulli Wegner das Pratzen-Training und erste Kampfrunden der auserwählten Teilnehmer betreuen. Die Profiboxer Arthur Abraham, Marco Huck, Yoan Pablo Hernández und andere der insgesamt 15 Sauerland-Kämpfer trainieren ebenfalls die Jungs und Mädchen, wie Wilfried Sauerland betonte. Die Erlebnisse aus dem Boxtraining sollen parallel in Kunstprojekten der Lichtburg-Stiftung "reflektiert werden", wie es heißt. Projektleiterin Ulrike Markert denkt da an Zeichenstunden zum Boxtraining, eine musikalische Verarbeitung der Schlagerlebnisse auf den Percussion-Instrumenten im Klingenden Museum, einer der vier Lernwerkstätten in der Gartenstadt Atlantic, oder an Filmprojekte sowie "Arbeiten mit Ton", so die Künstlerin, die sich selbst mit Kickboxen fit hält. Die Profiboxer wollen regelmäßig in den Lernwerkstätten vorbeischauen und mit den Jugendlichen Kunst machen. "Ich könnte mit denen Schach spielen", sagt der leidenschaftliche Schachspieler Arthur Abraham.
Ein bis zwei Mal pro Monat sollen die Treffen im Box-Gym oder in den Lernwerkstätten stattfinden. Der detaillierte Plan werde derzeit erstellt, sagte der Geschäftsführer von Sauerland Event, Frederick Ness. Im Mai soll das Projekt "Boxen integriert" starten, das ein Dokumentarfilmer begleitet, "damit man die Entwicklung der Jugendlichen nach einem Jahr sieht", so Michael Wolffsohn. Die Teilnehmer sollen vor allem in Wedding rekrutiert werden; Bewerben kann sich jedoch jeder, "nicht nur migrantische Jugendliche", so Wolffsohn. Ein "Arzttöchterchen" wird eher schlechte Karten haben, dieses Stipendium, wie Ulrike Markert das exklusive und vor allem kostenlose Boxprojekt nennt, zu ergattern. "Geschenke für Reiche wollen wir nicht machen", so die Projektleiterin
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.