Widerstand gegen Baupläne im Norden wächst
Es war kalt und neblig, als Bausenator Michael Müller (SPD) und Baustadtrat Carsten Spallek (CDU) im Dezember mit der Enthüllung eines bunten Bauschildes den Beginn der Parkerweiterung gefeiert haben. Sie mussten das tun, weil die Allianz Umweltstiftung sonst 2,3 Millionen Euro Fördergelder zurück haben wollte. Die Stiftung hatte in den 90-er Jahren den Mauerpark gefördert und dies an die Bedingung geknüpft, dass der Park bis 2010 von acht Hektar auf mindestens zehn Hektar erweitert werden muss. Die Frist wurde bis Ende 2012 verlängert. Doch trotz aller "Jetzt gehts los"-Reden passiert wohl demnächst so gut wie gar nichts. Mehr, als dass das Tor an der Lortzingstraße südlich der Gleimbrücke aufgemacht wird, ist nicht zu erwarten. Hintergrund ist der umstrittene Mauerparkvertrag, den der Senat mit dem Grundstückseigentümer der Gewerbeflächen, der Immobilienfirma CA Immo, letztes Jahr geschlossen hat. Demnach bekommt Berlin fünf Hektar Parkfläche im Süden, wenn im Norden gebaut werden darf. Doch dieses Tauschgeschäft ist seit Jahren umstritten. Und nach der Präsentation der konkreten Pläne durch den Bauunternehmer Klaus Groth, der das Filetgrundstück von der CA Immo gekauft hat, steigt der Stresspegel rapide an. Selbst die moderaten Initiativen sind entsetzt und wollen jetzt gegen die "Nordbebauung mobilisieren", wie Rainer Krüger von der Bürgerwerkstatt - ein Gremium aus verschiedenen Anwohnerinitiativen - sagte.
Groths Pläne seien noch schlimmer als die von CA Immo 2011 präsentierten Entwürfe, die zu massiven Protesten und Abbruch des Bebauungsplanverfahrens (B-Plan) geführt haben, sagt Alexander Puell vom Verein Freunde des Mauerparks. "Hochpreisige Luxuswohnungen, ein unterbrochenes Grünes Band, vorprogrammierte Konflikte mit dem Kinderbauernhof", nennt Puell die Hauptknackpunkte.
Groth will ab Herbst 2014 etwa 520 Miet- und Eigentumswohnungen bauen. Bis dahin muss er Baurecht haben, also einen beschlossenen B-Plan. Anderenfalls droht eine Rückabwicklung des ganzen Mauerparkdeals.
Die landeseigene Grün Berlin GmbH, die den Park bauen soll, wird vorher kaum Geld investieren. Die ab Sommer geplante Öffnung der zwei Hektar großen Brache darf wegen der vielen offenen Fragen nicht viel kosten. Der drei Millionen Euro teure Parkbau geht erst los, wenn alle juristischen Fragen geklärt sind. Doch nach dem die Front gegen das Neubauviertel der Groth Gruppe massiv wächst, kommen nach Informationen der Berliner Woche jetzt auch den Senatsjuristen die Zweifel, dass der Mauerparkdeal erfolgreich zu Ende geführt werden kann.
Die Weltbürgerparkstiftung will mit allen Mitteln dieses Bauprojekt kippen. Die Bürgerwerkstatt stellt sich jetzt erstmals demonstrativ hinter diese Haltung. "Wenn es keine Änderungen an den Bauplänen gibt, stehen wir demnächst vor einem riesigen Scherbenhaufen", prophezeit Alexander Puell.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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