Damit der Herd nicht kalt bleibt
Die Kümmelküche in der Gartenstadt Atlantic bereitet kostenlose Mahlzeiten für Bedürftige zu

Die grüne Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt (links), hilft Yusuf Beyazit und Regina Bludau in der Kümmelküche. | Foto: Dirk Jericho
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Die jüngste Lernwerkstatt im Mikrokosmos Gartenstadt Atlantic, die Kümmelküche in der Heidebrinker Straße 10, kocht jetzt für Bedürftige. Wegen der Corona-Pandemie waren alle Workshops im interkulturellen Brutzelteff ausgefallen.

„Ich war sehr skeptisch, aber sie macht das hervorragend“, sagt Yusuf Beyazit und würzt noch mal nach, während Katrin Göring-Eckardt den Kochlöffel schwingt. Beyazit ist Koch in der Kümmelküche und passt auf, dass die Fraktionschefin der Grünen im Bundestag alles richtig macht. Göring-Eckardt ist an diesem Mittwoch prominente Helferin und rührt den veganen Grüne-Bohnen-Eintopf um. „Ich koche zu Hause auch alles gerne, was in einen Topf geht“, sagt die Politikerin, die im Wedding wohnt. Sie kennt die Lernwerkstätten in der Gartenstadt Atlantic.

Der Eigentümer der denkmalgeschützten Wohnanlage am Bahnhof Gesundbrunnen, der Historiker Michael Wolffsohn, hat mit den Lernwerkstätten ein einzigartiges Kultur-, Bildungs- und Integrationsprojekt geschaffen. In der Kümmelküche als jüngstes Projekt lernen Kinder, Jugendliche und Erwachsene in täglichen Workshops, wie sie gesundes Essen zubereiten können. Wolffsohns Lichtburg-Stiftung sammelt für die Projekte Gelder von Sponsoren und anderen Stiftungen, um die kostenlosen Angebote zu finanzieren. Wegen Corona mussten die Herdplatten in der Kümmelküche jedoch kalt bleiben. Kitagruppen und Schulkassen konnten nicht mehr schnippeln und brutzeln und Gerichte aus aller Herren Länder kennenlernen. Und auch die Erwachsenen konnten sich nicht mehr am Kochtopf treffen und miteinander plaudern.

200 Portionen werden jeden Mittwoch in der Kümmelküche für Bedürftige gekocht. | Foto: Dirk Jericho
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Da hatte Yavuz Yer von der Lichtburg-Stiftung die Idee für das Hilfsprojekt. Seit Ende Mai stehen Koch Yusuf Beyazit und Köchin Regina Bludau jeden Mittwoch am Herd und kochen 200 Mahlzeiten für Bedürftige. „Die Leute, denen es sowieso schon nicht gut geht, konnten ja nicht mal mehr zum Flaschensammeln raus“, sagt Yavuz Yer über sein Projekt „Gemeinsam essen!“. Er hat sich Partner gesucht, die die Mahlzeiten – übrigens immer vegan – verteilen. Helfer vom Nachbarschaftsprojekt Kiezkosmos des Quartiersmanagements Badstraße holen die Portionen ab und verteilen sie vor der St.-Paul-Kirche an der Badstraße. Die Straßenarbeiter von Gangway bekommen auch Portionen und verteilen sie auf dem Leopoldplatz. Katrin Göring-Eckardt hat bei ihrem Besuch nicht nur beim Kochen, sondern auch beim Verteilen geholfen. In der sitzungsfreien Sommerpause habe sie dazu schon mal Zeit, sagt sie.

Köchin Regina Bludau in der Kümmelküche
  • Köchin Regina Bludau in der Kümmelküche
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Yavuz Yer will den Service weiter anbieten. Er sucht dringend Sponsoren, die das Sozialprojekt unterstützen. Zurzeit finanziert die Lichtburg-Stiftung die Hilfsaktion vor. Etwa 15 000 Euro pro Jahr braucht die Stiftung für die fast 1000 Essen, die pro Monat zubereitet und kostenfrei verteilt werden. „Die Kinderarmut ist in Corona-Zeiten angestiegen“, weiß Katrin Göring-Eckardt. Mit ihrem Einsatz will sie auch für die Aktion und Sponsoren werben. Yavuz Yer freut sich über jede Unterstützung. Ihm geht es dabei nicht um schöne Fotos mit Prominenten, sondern darum, Bedürftigen zur Seite zu stehen. Wenn Promis dabei helfen, umso besser.

Wer spenden oder mitkochen will, kann sich bei Yavuz Yer per E-Mail an yer@lichtburg-stiftung.de melden.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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