Kapelle der Versöhnung braucht dringend Kirchenhüter
Thomas Jeutner ist Pfarrer einer Kirche, die weltweit bekannt und viel mehr als ein Gotteshaus ist. Die Kapelle der Versöhnung, wie der schlichte Lehmbau im früheren Grenzstreifen an der Bernauer Straße heißt, ist Symbol der Teilung und bedeutender Ort der nationalen Gedenkstätte Bernauer Straße. Der Holzbau wurde auf den Fundamenten der 1985 von den DDR-Oberen gesprengten Versöhnungskirche errichtet. Tausende Touristen kommen jeden Tag hierher. Werktäglich um 12 Uhr wird in biografischen Andachten an die 137 Todesopfer erinnert, die an der Berliner Mauer umgekommen sind. Die Menschen suchen hier Ruhe, wollen eine Kerze anzünden.
Elke Kielberg und Jean Pierre Munier sind zwei Ehrenamtliche, durch deren Engagement es möglich ist, die Kapelle aufzumachen. Sie sind Ansprechpartner und haben Freude daran, den Besuchern die Geschichte dieses Ortes zu erklären. Sie achten auch darauf, dass sich nicht zu viele gleichzeitig im Gebetsraum drängeln, der ein Ort der Stille bleiben soll. Die 65-jährige Elke Kielberg ist für ihren jahrelangen Einsatz 2013 mit der Berliner Ehrennadel für besonderes soziales Engagement ausgezeichnet worden. Regelmäßig machen auch Jugendliche vom Verein open houses, der beim Aufbau der Kapelle vor 15 Jahren geholfen hat, ehrenamtlichen Dienst. Doch mit dieser Minimannschaft kann die Versöhnungskapelle nicht ständig offen gehalten werden.
Pfarrer Thomas Jeutner sucht etwa 30 Ehrenamtliche, die sich als Kirchenhüter, wie er den aktiven Besucherdienst nennt, engagieren wollen. Zwei bis drei Stunden am Tag, mehr nicht. Die Helfer sollten ihre Arbeit nicht als reinen Pförtnerdienst verstehen, sondern sich diesem Ort verpflichtet fühlen. "Offenheit und Spaß daran, den Menschen etwas über die Geschichte dieses Ortes zu erzählen", nennt Jeutner Eigenschaften, die Kirchenhüter haben sollten. Mit einem größeren Team wäre es auch möglich, die Kapelle länger als bis 17 Uhr wie bisher zu öffnen. Fremdsprachen sind keine Bedingung. "Natürlich kann es nicht schaden, wenn man auch in anderen Sprachen etwas erzählen kann", so Jeutner. Es ist auch nicht zwingend notwendig, selbst religiös zu sein. Auch eine Altersvorgabe gibt es nicht. Jeutner sieht das Projekt auch als "ein Stück Gemeindearbeit. Das ist schließlich unsere Hauskirche." Und die will er offenhalten für die immer größer werdende Zahl von Besuchern. Derzeit kommen täglich rund 2000 Menschen. Im Mai wurde in der Versöhnungskapelle der Eineinhalbmillionste Besucher seit der Eröffnung begrüßt. Im Winter ist der ehrenamtliche Kirchenhüterdienst etwas schwierig. In der schlichten Lehmkapelle gibt es keine Heizung.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.