Roter Teppich für den Ackerplatz
Künstler Robert Patz gewinnt Joanes Preis mit seiner Idee, Anwohner für einen Kiezfilm zu interviewen

Stiftungschef Eckhart Hertzsch (links) überreicht den mit 6000 Euro dotierten ersten Preis an den Künstler Robert Patz. | Foto: André Groth
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  • Stiftungschef Eckhart Hertzsch (links) überreicht den mit 6000 Euro dotierten ersten Preis an den Künstler Robert Patz.
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Der Künstler Robert Patz hat den erstmals ausgeschriebenen Ideenwettbewerb „Joanes Preis“ der gemeinnützigen Joanes Stiftung gewonnen. Im Frühjahr will er auf dem Ackerplatz vor dem Edeka an der Ackerstraße einen roten Teppich ausrollen und Anwohner interviewen.

„Raum für Gemeinschaft“ war das Motto, mit dem die Joanes Stiftung Ideen für eine „soziale Stadtraumgestaltung“ gesucht hat. Mit dem Projekt will die Stiftung soziales Miteinander und Kiezgemeinschaft fördern. Von den 54 eingereichten Ideen für Aktionen auf dem 600 Quadratmeter großen Platz im Brunnenviertel hat die Jury fünf Projekte prämiert. Insgesamt gab es Preisgelder von 15 000 Euro.

Am besten fand die Jury den Plan von Robert Patz. Der Künstler will im Frühjahr auf dem Ackerplatz einen Bauwagen als temporäres Produktionsbüro aufstellen und einen roten Teppich davor ausrollen. „Berliner Nachbarschaft: Ackerplatz 2020“ lautet der Titel der filmischen Interviews. Anwohner können vor der Kamera ihre Geschichte erzählen. Die Filmcrew kommt auf Wunsch zu den Drehs auch in die Wohnungen, Geschäfte, Kneipen oder wo auch immer die Ackerplatz-Anwohner gefilmt werden möchten. Am Ende soll aus den Mini-Portraits ein 60-minütiger Dokumentarfilm entstehen – eine bleibende Momentaufnahme der Nachbarschaft. Auf einem Filmfest im Sommer wird der Streifen dann auf dem Ackerplatz gezeigt, vielleicht mit anderen passenden Filmen wie zum Beispiel den DEFA-Dokumentarfilm „Berlin-Milieu: Ackerstraße 1973“. Für die Umsetzung der Kiezfilmdoku stellt die Joanes Stiftung 25 000 Euro zur Verfügung.

Verständnis für den jeweils anderen schaffen

Die Idee ist, dass sich aus der einmaligen Aktion ein dauerhaftes Ackerplatzfest entwickelt. Die Wettbewerbsjury sagt zum Siegerprojekt: „Es holt die Menschen dort ab, wo sie momentan stehen und stellt sie in ihrer Art, wie sie sind, dar. Diese Idee bricht die Strukturen auf dem Platz auf". Sie sorge für Vermischung und trage zum Verständnis des jeweils anderen bei. Außerdem könnten die Gespräche mit den Anwohnern „auch genutzt werden, um eine langfristige Perspektive für den Stadtraum zu entwickeln“, heißt es.

Die Joanes Stiftung hatte für ihren ersten „Joanes Preis“ verschiedene Wohnungsunternehmen angeschrieben und sich für den Vorschlag der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft Degewo entschieden. Die Degewo ist Eigentümerin der Häuser und der Freifläche vor dem Edeka-Markt und hat Interesse an Image verbessernden Aktionen im sozial schwachen Kiez.

Die Ende 2015 gegründete Joanes Stiftung setzt sich „für bezahlbaren Wohnraum und Gemeinschaftsbildung ein“, wie Vorstand Eckhart Hertzsch sagt. Der Architekturprofessor an der Technischen Universität will mit der Stiftung die Idee von „sozial und gesellschaftlich gemischten, stabilen Quartieren“ vorantreiben. Als Beispiel wird auf der Website das aus dem „sechzehnten Jahrhundert und noch immer aktuell funktionierende Konzept der Fuggerei in Augsburg“ genannt. „Gemeinwohl wird mit Gemeinschaft gefördert. Im Sinne des Gebens und Nehmens, des Helfen und Geholfen werden“, lautet die Philosophie.

Wohnungsmodelle für weniger Zahlungskräftige

Die gemeinnützige Joanes Stiftung – benannt nach dem Propheten Johannes der Täufer – wurde vom Berliner Immobilien-Makler Nikolaus Ziegert gegründet, der millionenschwere Luxusappartements verkauft. Der Chef der Ziegert Bank- und Immobilienconsulting GmbH hat 2015 eine Million gestiftet und sitzt wie der ehemalige SPD-Innenminister Otto Schily im Kuratorium der Joanes Stiftung. Die Stiftung arbeitet an Wohnmodellen, die auch weniger Zahlungskräftigen die Möglichkeit zu Wohneigentum eröffnen sollen. In diesem Jahr will die Joanes Stiftung ihr erstes Neubauquartier errichten, das für breite Schichten bezahlbaren Wohnraum schafft. Weil für ein solches Projekt, das laut Stiftungssatzung keine Gewinne generieren soll, kein teures Bauland in Frage kommt, wird das erste „Joanes Quartier“ nicht in der Innenstadt, sondern am Stadtrand entstehen. Details will Stiftungschef Eckhart Hertzsch noch nicht verraten. Aber die Verhandlungen sind in der Endphase, so dass die Stiftung in ein paar Wochen das Wohnprojekt vorstellen wird.

Die Ausstellung mit allen 53 eingegangenen Wettbewerbsideen zum Joanes Preis für den Ackerplatz ist bis zum 9. Februar Mittwoch bis Sonntag von 16 bis 20 Uhr in der „Waschküche“ in der Feldstraße 10 zu sehen.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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