CA Immo kündigt jetzigen Betreibern: Markt wird neu ausgeschrieben
Beleidigungen, Drohungen, rassistische Äußerungen. Die Flohmarkt am Mauerpark GmbH und der Vermieter CA Immo liegen seit Monaten im Clinch. Jetzt hat der Immobilienkonzern CA Immo als Eigentümer der Flächen dem Flohmarkt nach zehn Jahren gekündigt. CA Immo-Sprecher Markus Diekow will sich zu den Gründen nicht äußern, betont aber, dass sich für die Besucher nichts ändern wird. "Es wird weiterhin einen Flohmarkt geben. Wir suchen lediglich einen neuen Betreiber mit neuem Konzept", so Diekow. Die jetzige Firma sei ebenfalls eingeladen, sich an der Ausschreibung zu beteiligen.
Seit knapp einem Jahr liegen CA Immo und die Flohmarkt-Betreiber über Kreuz. Es geht zum Beispiel um zusätzlich genutzte Flächen, die nicht im Mietvertrag stehen und die die Flohmarkt-Betreiber kostenpflichtig als Parkplätze vermieten, um zugesagte aber nicht erfolgte Mietvertragsnachträge, um mündliche Absprachen, die nicht eingehalten worden sein sollen und vieles mehr. Die von der CA Immo beauftragten Mitarbeiter sollen die Marktbetreiber beleidigt haben, wie aus den von Flohmarkt-Chef Lars Herting veröffentlichen Korrespondenzen hervorgeht. So sollen Worte wie "Türkenbande" gefallen sein. Einer der drei Flohmarkt-Chefs ist türkischer Herkunft. Ein anderer Mitarbeiter einer von CA Immo beauftragten Firma soll gesagt haben, dass er Nazi sei. In einer "Gegendarstellung" der Strausberger Firma bestätigt der Inhaber zwar, dass dies so gesagt wurde, allerdings in einem anderen Zusammenhang. Erst nachdem die Mitarbeiter von den Flohmarkt-Leuten als "Hitlers Enkel" und "Nazis" beschimpft worden seien, weil sie sich über angebliche Drogengeschäfte aufgeregt hatten, hätten diese gesagt, "dass sie dann gern Nazis wären", heißt es in der Erklärung. Auch auf der Flohmarkt-Facebookseite wird in den Kommentaren wild herumgeschimpft. Herting hat einen Screenshot veröffentlicht, der beweisen soll, dass die zuständige CA-Immo-Mitarbeiterin einen beleidigenden Kommentar mit "Gefällt mir" markiert hat.
Der bizarre Streit fällt in eine Zeit, wo das Mauerparksgelände auf Weddinger Seite neu geordnet wird. Der Immobilienkonzern CA Immo, dem die rund zehn Hektar Mauerpark-Erweiterungsflächen auf Weddinger Seite gehören, hatte sich 2012 mit Senat und Bezirk auf ein Tauschgeschäft geeinigt. Berlin bekommt die sieben Hektar Brachland zwischen Gleimbrücke und Bernauer Straße zur Parkerweiterung, wenn CA Immo für das 3,5 Hektar große Gebiet nördlich der Gleimbrücke Baurecht für ein Wohngebiet mit über 500 Wohnungen bekommt. Bürgerinitiativen kämpfen seit Jahren gegen diesen Grün-gegen-Baurecht-Kompromiss. Demnächst soll das Bebauungsplanverfahren für das Nobel-Viertel starten, das Bauunternehmer Klaus Groth direkt neben dem Kinderbauernhof errichten will. Geht der Deal wie geplant durch, baut Berlin fünf Hektar Park; zwei sind bereits fertig. Die zwei Hektar an der Bernauer Straße, auf denen der Flohmarkt und die Parkkneipe Mauersegler sind, sollen nach den bisherigen Plänen an die Betreiber in Erbbaupacht vergeben werden. Wer den Vertrag bekommt, kann im Mauerpark gut Geld verdienen. Das Flohmarktgeschäft ist äußerst lukrativ. Bei bis zu 400 Händlern jeden Sonntag lassen sich pro Tag fünfstellige Summen für die Standmiete generieren. Senat und Bezirk sollen CA Immo gebeten haben, den privatrechtlichen Mietstreit nicht zu eskalieren, bevor das Tauschgeschäft in trockenen Tüchern ist. Mit der Kündigung ist das Mauerpark-Thema nun wieder heftig in der Diskussion.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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