Neuer Pep für alte Häuser: Waldsiedlung Hakenfelde wird denkmalgerecht saniert
Hakenfelde. In der Waldsiedlung Hakenfelde werden 132 Mietwohnungen saniert. Mehr als fünf Millionen Euro investiert die Deutsche Invest Immobilien GmbH in die Gebäude. Ausziehen muss deshalb aber kein Mieter.
Gerüste und Planen sieht man keine. Doch in einigen Wohnungen sind die Sanierungen schon weit gediehen. Sie bekommen neue Bäder und Böden, neue Fenster und Heizungen. Auch die Holzbalkone und Loggien werden bei Bedarf auf Vordermann gebracht. Mieter müssen deshalb aber nicht ausziehen. Die Wohnungen stehen teils schon seit zehn Jahren leer.
Denkmalgerecht sanieren lässt die Gebäude die Deutsche Invest Immobilien GmbH (d.i.i.). 132 Mietwohnungen, darunter 29 leer stehende, und sechs Gewerbeobjekte haben die Wiesbadener Mitte 2016 in der historischen Waldsiedlung erworben. Bis Ende November 2018 sollen sie für mehr als fünf Millionen Euro renoviert und optisch aufgemöbelt werden.
Zwölf leere Wohnungen sind bereits vermietet, informierte d.i.i-Prokurist Thomas Settelmayer bei einem Rundgang durch den ältesten Kern der Siedlung, umgrenzt vom Aspenweg, Eschenweg und Fichtenweg. Drei weitere Wohnungen werden im August bezugsfertig. „Wir machen nichts am Reißbrett“, betonte Sattelmayer. „Interessenten können die Wohnungen vor der Sanierung besichtigen und Wünsche äußern.“
Tatsächlich ist die Siedlung durchaus begehrt. Selbst Familien fragen die Zwei-Zimmerwohnungen nach. „Sie wollen raus aus der stressigen Innenstadt und entscheiden sich für die ruhige Siedlung“, sagte Sebastian Angileau, Chef der Hausverwaltung Bautra. Wo es geht, werden Wohnungen zusammengelegt und so vergrößert – zuletzt passiert am Fichtenweg 84. Denn viele Mietshäuser haben pro Hauseingang und Etage nur zwei Wohnungen, sogenannte Zweispänner. Die Modernisierung der unbewohnten Wohnungen schafft Wohnraum für etwa 50 neue Mieter. Sie liegen mehrheitlich im Aspenweg und Birkenweg. Die Kaltmiete beträgt laut Eigentümer nach der Neuvermietung zwischen 8,30 Euro und 9,60 Euro pro Quadratmeter. Die Vorgärten bleiben „kostenfrei“, sind im Mietpreis also nicht enthalten. Dafür müssen sich die Neumieter an geltende Regeln halten: „Sie dürfen keine Bäume pflanzen und müssen die Hecken in einer bestimmten Höhe halten“, erklärte Sebastian Angileau.
In den bewohnten Mietwohnungen wiederum werden vorrangig die Fenster ausgetauscht. Statt der einfach verglasten Holzkastenfenster oder Kunststofffenster bekommen die Mieter jetzt Holzfenster mit Isolierglas. Das soll die Nebenkosten um gut zehn Prozent senken, verspricht der neue Eigentümer.
Im Zuge der Sanierung erhalten die Gebäude nach den Vorgaben des Denkmalschutzes auch ein neues Äußeres. Die Fassaden werden mit einer beige-weißen Farbe aufgefrischt, die Eingangstüren gestrichen, Klingeln und Briefkästen erneuert und die Treppenhäuser möglichst originalgetreu renoviert.
Einst gab es einen Schlachter und eine Polizeimeldestelle
Was das Gewerbe betrifft, so wurden im ersten Block des Siedlungsbaus ab Mai 1914 vier Läden im Erdgeschoss einiger Häuser im Birkenweg gebaut. Später kamen eine Bäckerei, Schlachterei, Drogerie, ein Kolonialwarenladen, Weißwarenladen, Fahrradladen, zwei Schuster, eine kleine Poststelle und eine Meldestelle der Polizei hinzu. Die Schlachterei betrieb das Lokal „Heideschloss“ an der Ecke Aspenweg und Birkenweg. Das Lokal ist schon lange verwaist, die Invest will es aber sanieren. Die „Waldschänke“ am Fichtenweg gibt es dagegen noch. Sie wird als Hotel betrieben. Einzelhandelsgeschäfte existieren in der Waldsiedlung heute aber nicht mehr. Am Birkenweg sitzen ein Steuerberater, ein Maler, ein Schließanlagenbauer und eine kleine Kita.
Von „bescheidener, doch liebevoll gestalteter Behaglichkeit“ hatte der Architekturhistoriker Klaus Konrad Weber die Waldsiedlung einst genannt. Damit das auch künftig so bleibt, will die Invest die Gebäude nach Sanierungsende im eigenen Bestand behalten und nicht weiterverkaufen. uk
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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