Verkehrsgestaltung bewegt Bürger: Diskussion über die Verkehrspolitik im Kiez nimmt kein Ende
Die zukünftige Verkehrsgestaltung in Spandau ist ein bewegendes Thema. Und wird es auch noch länger sein. Entscheidungen über den Ausbau des Verkehrsnetzes werden immer noch diskutiert.
In der vergangenen Woche diskutierten die SPD-Abgeordneten Bettina Domer und Daniel Buchholz, Staatssekretär Jens-Holger Kirchner (Grüne) und Jochen Liedtke (SPD), Vorsitzender des Verkehrsausschusses in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV), im Blindenwohnheim an der Niederneuendorfer Allee darüber. Das Thema scheint die Anwohner intensiv zu beschäftigen.
Ein äußerst notwendiges Diskussionsforum, zumal die wachsende Stadt Berlin ihre Fühler in Sachen Wohnungsneubau gerade auch in verschiedene Ortsteile des Bezirkes Spandau ausstreckt. In Haselhorst und der Siemensstadt entstehen neue Wohnräume, in der Paulsternstraße, in der Wasserstadt Oberhavel soll bis zum Jahr 2023 ein neues Wohnquartier mit 2000 Wohnungen errichtet werden, und auf der Insel Gartenfeld befinden sich bis zu 4000 Wohneinheiten in Planung. Bis zu 10.000 neue Wohnungen könnten in ganz Spandau in den nächsten Jahren gebaut werden. In Hakenfelde sollen unter anderem die Pepitahöfe in der Mertensstraße noch in diesem Jahr bezugsfertig sein.
Infrastruktur und eine zufriedenstellende Verkehrslage sind daher von besonderem Interesse der Kiezbewohner. „Wir brauchen eine neue Verkehrsaufteilung, aber es kann nicht sein, dass wir zuerst den Wohnungsbau beschließen und danach über den Verkehr nachdenken“, findet Jochen Liedtke. Doch wie gestaltet man die zur Verfügung stehenden Verkehrsflächen für den Nah- und Berufsverkehr, den stetig steigenden Pendlerverkehr, oder aber für Rollstuhlfahrer? Was plant die S-Bahn? Wird die ehemalige Siemensbahn für die Fahrt nach Gartenfeld gerüstet, und soll es eine S-Bahn nach Falkensee geben? Wie legt man den Bus-, Rad- und Fußverkehr an, wie den Wirtschaftsverkehr der Gewerbetreibenden? Verkehrspolitische Fragen, über die sich Stadt- und Bezirksoberhäupter die Köpfe zerbrechen. Sie sind noch ungeklärt, bewegen aber die Bewohner Hakenfeldes immens. „Die Diskussion, eine S- oder Straßenbahn nach Hakenfelde zu bringen, ist mindestens 20 Jahre alt“, tönt es bei der Kiezversammlung aus dem Publikum. Dass die Busse stets voll seien, Rollstuhlfahrer und Kinderwagen darin keinen Platz fänden, wurde bemängelt. Auch die Parkplatznot, die sich durch die neuen Wohnquartiere drastisch verschlechtern könnte, fehlende Fahrradständer in der Altstadt oder das Nichtdurchsetzen von Halteverboten wurden beanstandet.
Verkehrsnetz am besten vor dem Wohnungsbau planen
Die sich wandelnde Stadt wächst an allen Ecken und Enden, auch die Metropol-Region werde tangiert. Staatssekretär Kirchner spricht von Wachstumsschmerzen und einer großen Herausforderung. „Berlin hat in den letzten 20 Jahren nicht aufgepasst“, sagt er und plädiert auch für ein ausgeklügeltes Verkehrsnetz, auf das man sich im besten Fall vor dem Wohnungsbau einigen sollte. „Und wir können nicht warten, bis die Straßenbahn wieder nach Spandau fährt, sondern müssen zusätzlich andere Systeme überdenken“, findet Kirchner. Eine Seil- oder Hochbahn und auch eine U-Bahnlinie sollten in der Planung nicht außer Acht gelassen werden.
„Der Verkehr wird uns weiterhin beschäftigen“, hält Domer zu Beginn der Veranstaltung fest. Daher geht es am Mittwoch, 23. Mai, in eine nächste Diskussionsrunde, wenn der S-Bahn-Chef Peter Buchner ins Bürgerbüro von Daniel Buchholz (SPD) an der Nonnendammallee 80 kommt.
Autor:Mia Bavandi aus Reinickendorf |
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