Ex-MonArch-Grundstück gerodet / Anwohner besorgt um Park
"Viele wissen gar nicht, was hier passiert"
Auf dem ehemaligen MonArch-Grundstück im „Maselakepark“ haben die Bauvorbereitungen begonnen. Über 200 Mietwohnungen sollen dort entstehen. Anwohner fürchten um den Parkcharakter.
Dutzende stolze Birken liegen am Boden, zersägt und bereit für den Abtransport. Büsche und Sträucher sind verschwunden. Das Grundstück wurde in den letzten Wochen komplett gerodet. Zwei vorbeilaufende Jogger quittieren den Kahlschlag mit einem Kopfschütteln. Auch Klaus Kleemann und Michael Langer sind entsetzt. „Hier war alles voll mit Grün, mit Bäumen, einer schönen Birkenallee und Pflanzen aller Art. Ein kleines Biotop. Jetzt ist alles weg, mit Stumpf und Stiel gerodet.“
500 Wohnungen waren einst geplant
Die beiden stehen vor dem umzäunten Grundstück 40a an der Straße Am Maselakepark. Neben dem Schild „Geschützte Grünanlage“ führt ein Weg in den Park hinein, links davon liegt das ehemalige Offizierskasino, rechts besagtes Grundstück. „Dein Lebenstraum wird Lebensraum!“ steht dort in großen Lettern auf dem Bauschild. Der russische Bauriese „MonArch“ wollte im „Maselakepark“ direkt an der Havel bis 2016 wie berichtet 500 Wohnungen bauen und dafür 34 Millionen Euro investieren. Das war 2013. Passiert ist bis heute nichts. „MonArch“ hat das einst landeseigene Grundstück längst weiterverkauft, das Bauschild aber steht immer noch.
Mehrmals wurde das Grundstück
weiterverkauft
Zwischenzeitlich gehörte das Grundstück einer Immobilienfirma in Hannover. Der Projektentwickler warb noch Ende 2019 online für das Neubauprojekt mit Wohn, Büro- und Einzelhandelsflächen. Aktuell beplant eine GmbH aus Hamburg das Areal. Die will auf dem Grundstück nun 270 Mietwohnungen bauen, ohne Gewerbe. Die Rodung dient der Bauvorbereitung.
Öffentlichkeit wurden 2015 informiert
„Viele Anwohner wissen gar nicht, was hier passiert“, sagt Klaus Kleemann. „Mitten in einem Park wird gebaut, der mit öffentlichen Geldern finanziert wurde.“ Tatsächlich ist das Grundstück als Flurstück 916 im Bebauungsplan VIII-545b von Juli 2006 als überbaubare Fläche ausgewiesen und gehört als Teilfläche zum B-Plan 5-102 für das Carossa-Quartier. Die frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung für den B-Plan fand im September 2015 statt. Der vier Hektar große Maselakepark am Spandauer See wiederum wurde im Juni 2007 als weiterer Bauabschnitt des Projekts „Wasserstadt Berlin-Oberhavel“ fertig. 2,4 Millionen Euro investierte die Wasserstadt GmbH Berlin in die neuen öffentlichen Grün- und Freiflächen entlang des Nordhafens und der Maselakebucht. Die Parklandschaft hat eine Uferpromenade, einen Anleger für Sportboote und einen Strand-Spielplatz. Vom Havelbalkon aus – einer ins Wasser ragenden Landspitze – können Spaziergänger den Blick über den Spandauer See genießen.
„Der Park wird viel genutzt“, bestätigen die Anwohner. Von benachbarten Kindergärten, vom Pflegeheim Haus Havelblick und von Bewohnern des Vivantes Hauptstadtpflegehauses. „Radfahrer fahren hier auf dem Havelradweg durch, junge Leute sitzen abends auf dem Rasen, und im Sommer wird am Strand gebadet. Für viele Menschen ist das ihr Park.“ Dass das Grundstück mit dem MonArch-Bauschild von Anfang an umzäunt war, hätten die Leute so hingenommen. „Offenbar ohne zu wissen, dass es sich hier um ein Baufeld handelt, das nur auf einen Käufer wartet“, sagt Klaus Kleemann.
Viele weitere Neubauten in Hakenfelde
Der anstehenden Bebauung sehen die Anwohner mit Skepsis entgegen. „Das wird das kleine Naherholungsgebiet zusätzlich belasten. Vom Park übrig bleibt dann wohl nur der schmale Grünstreifen entlang des Nordhafens.“ Von einer „zusätzlichen Belastung“ sprechen die Anwohner deshalb, weil auch um den Maselakepark herum immer mehr verdichtet wird. Gegenüber entsteht auf sechs Hektar das Carossa-Quartier mit 1200 öffentlich geförderten Mietwohnungen und Eigentumswohnungen. Auf der anderen Parkseite, hinter der Maselakebrücke, baut die Gewobag an der Hugo-Cassirer-Straße 78 neue Wohnungen. Auf den Baufeldern unweit der verträumten Maselakebucht mit ihrem Biberschutzgebiet sind schon die Bagger unterwegs. An der Bucht wurden 2010 die „Havelwiesen“ als letzte große Grünanlage in der Wasserstadt für 600.000 Euro fertiggestellt.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.