An jedem Abend eine Kerze
Das ev. Johannesstift in Spandau erinnert an den Ursprung des Adventskranzes
Ab dem 1. Advent werden in vielen Wohnungen Adventskränze aufgestellt. Sie bestehen normalerweise aus vier Kerzen, eine für jeden Adventssonntag.
Es handelt sich dabei um eine reduzierte Variante des ursprünglichen Adventskranzes. Wie der einst ausgesehen hat, kann ab 1. Advent in der Stiftskirche des Evangelischen Johannesstifts angeschaut werden. Der Ort ist kein Zufall. Denn Johann Hinrich Wichern (1808-1881), der Gründer des Johannesstifts, gilt als Erfinder der Adventskranztradition.
Der Theologe und Sozialpädagoge befestigte im Rauhen Haus in Hamburg, einem Waisenhaus für Kinder und Jugendliche, das Wichern ebenfalls gegründet hat, in der Vorweihnachtszeit 1839 einen großen Holzreif an einer Decke und zündete an jedem Abend eine Kerze an. Zum Kerzenschein erzählte er dann jeweils eine Geschichte aus der Bibel. Freunde des Rauhen Haus berichteten danach über diese Art des Einstimmens auf Weihnachten. So verbreitete sich die Idee des Adventskranzes in Deutschland. Auch wenn der danach eine etwas andere Form bekam.
Die Beschreibung weist bereits darauf hin – der Ur-Adventskranz hatte weitaus mehr Kerzen als der heute bekannte: eine für jeden Tag zwischen dem 1. Advent und dem Heiligen Abend am 24. Dezember. Weil der Zeitraum unterschiedlich lang sein kann, variiert die Zahl der Kerzen in jedem Jahr.
2022 sind es 28 Kerzen. Das sind relativ viel, denn der Adventsbeginn ist bereits am Sonntag, 27. November. An diesem Tag wird um 11 Uhr beim Gottesdienst im Johannesstift das erste Licht entzündet. Wie beim Original besteht der Kranz dort aus vier großen Kerzen für die Sonntage sowie 24, die in diesem Jahr für die Wochentage im Advent stehen. Der Gottesdienst in der Stiftskirche, Schönwalder Allee 26, beginnt um 11 Uhr. Er ist auch Teil des Adventsmarkts, der an diesem Tag bis 18 Uhr stattfindet. Während dieser Zeit gibt es ebenfalls die Möglichkeit, den besonderen Adventskranz zu besichtigen. Ein weiteres Exemplar erhält traditionell auch der Deutsche Bundestag.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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