Kirchenkampf auf 268 Seiten
Gemeinde Wichern-Radeland veröffentlicht Dokumentation

Die Wichernkirche ist über 100 Jahre alt. In ihrem Dachreiter hing die Glocke mit dem Hakenkreuz.  | Foto: Wicherngemeinde
2Bilder
  • Die Wichernkirche ist über 100 Jahre alt. In ihrem Dachreiter hing die Glocke mit dem Hakenkreuz.
  • Foto: Wicherngemeinde
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Die Evangelische Kirchengemeinde Wichern-Radeland hat jetzt ihre Dokumentation mit dem Titel „Der Kampf geht nirgends so gehässig zu wie in Hakenfelde“ veröffentlicht. In dem 268 Seiten starken Sachbuch arbeitet die Wichernkirche ihr geschichtliches Erbe aus der NS-Zeit auf.

Über zwei Jahre hatte eine Arbeitsgruppe über der Dokumentation gesessen, wissenschaftliche Dokumente gelesen und nach Quellen gesucht. Auslöser für diese aufwendige Arbeit war die Diskussion in der Gemeinde über die Glocke im Dachreiter der Kirche. Die trägt nämlich seit 1934 ein Hakenkreuz und wurde erst 2017 auf Beschluss des Gemeindekirchenrats abgehängt (www.berliner-woche.de/hakenfelde/c-kultur/kirche-voruebergehend-ohne-gelaeut_a138750).

Damit begann auch die Aufarbeitung der Gemeindegeschichte von 1933 bis 1945, die der Historiker Lukas Menzel im Auftrag der Kirche übernahm. Diese zwölf Jahre waren – bezogen auf die Evangelische Kirche – maßgeblich bestimmt vom „Kirchenkampf“ – einer Auseinandersetzung zwischen Vertretern von „Bekennender Kirche“ und der Glaubensbewegung „Deutsche Christen“, wie es in der Doku heißt. Während die Bekennende Kirche auf das politische Neutralitätsgebot pochte, sympathisierten die Deutschen Christen mit den Nazis. In Hakenfelde, das wegen seiner großen Schar von NSDAP-Mitgliedern auch „Hakenkreuzfelde“ genannt wurde, verlief dieser Konflikt zwischen den beiden Gemeindepfarrern und ihrer jeweiligen Anhänger. Die Originalquellen im Anhang der Dokumenation, also Beschwerden, Protokolle und Anklagen, belegen noch anschaulicher als der Text selbst, wie hart die Auseinandersetzungen verliefen und wie fanatisch von Seiten der Deutschen Christen bespitzelt und getrickst wurde.

Über die Glocke mit dem Hakenkreuz-Symbol wiederum hat Gemeindemitglied Jürgen Elmen ein eigenes Kapitel geschrieben, das sowohl ihre Geschichte als auch den über 70 Jahre andauernden Entscheidungsprozess bis hin zu ihrem Austausch im Dezember 2017 beinhaltet. Im Kirchturm hängt, wie berichtet, inzwischen eine neue Glocke, finanziert mit Spenden.

Die spannende und gut lesbare Dokumentation in Buchform ist in jeder Buchhandlung erhältlich und kostet 11,99 Euro. Sie kann auch online unter www.bod.de/buchshop bestellt werden. Einige Buchexemplare liegen im Gemeindebüro an der Wichernstraße 14 zum Verkauf bereit, Kontakt: 335 42 44.

Die Wichernkirche ist über 100 Jahre alt. In ihrem Dachreiter hing die Glocke mit dem Hakenkreuz.  | Foto: Wicherngemeinde
Die Dokumentation in Buchform ist über 260 Seiten lang und kostet knapp zwölf Euro. | Foto: Wicherngemeinde
Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

52 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 476× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 764× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 745× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.136× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.