Unangekündigte Umbenennung
Aus dem Elkartweg in Hakenfelde wurde beinahe unbemerkt der Erna-Koschwitz-Weg

Der neue Name steht, der alte ist durchgestrichen. Allerdings ohne weitere Erklärungen. | Foto:  Thomas Frey
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  • Der neue Name steht, der alte ist durchgestrichen. Allerdings ohne weitere Erklärungen.
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„Nun ist es endlich geschehen“, informierte Prof. Erich Wettwer am 11. November in einer Mail das Spandauer Volksblatt. Der Elkartweg nahe dem Havelufer heißt seither Erna-Koschwitz-Weg.

Das neue Straßenschild ist angebracht, das bisherige durchgestrichen. Die Umbenennung sei wohl bereits Mitte Oktober vollzogen worden, schreibt Erich Wettwer, der in Nordrhein-Westfalen wohnt, weiter. Er habe davon aber erst vor Kurzem durch einen Nachbarn aus der dortigen Kleingartenkolonie erfahren. Dabei hätte eigentlich er es wissen müssen. Schließlich stammt der Namensvorschlag von ihm.

Warum die Umbenennung mehr oder weniger unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, ist rätselhaft. Das Straßen- und Grünflächenamt habe lediglich bei der Beschaffung der Schilder Amtshilfe geleistet, erläuterte Baustadtrat Thorsten Schatz (CDU). Der Weg befinde sich seines Wissens nach in Teilen in Privatbesitz, beziehungsweise im Fachvermögen des Sportamtes. Von anderer Seite im Bezirksamt heißt es, dass die Umbenennung in Erna-Koschwitz-Weg überhaupt nicht heimlich, still und leise erfolgen sollte.

Dauert es ohnehin eine ganze Weile, bis eine Straßenbezeichnung durch eine neue ersetzt werden kann, so hat es beim alten Elkartweg mehr als zehn Jahre gedauert. Der Ausgangspunkt waren allgemein bekannte Erkenntnisse über den Namensgeber Karl Elkart (1880-1959). Nach ihm wurde der Weg 1960 benannt, weil er zwischen 1918 und 1920 zwei Jahre als Spandauer Stadtbaurat gewirkt hatte. Große Spuren hat er während dieser Zeit nicht hinterlassen. Umso berüchtigter wurde Elkart während der Nazizeit als Stadtbaurat in Hannover. Dort war er unter anderem für die Zwangsumsiedlung von Juden und den Arbeitseinsatz von KZ-Häftlingen verantwortlich. In der niedersächsischen Landeshauptstadt wurde deshalb 2015 die Elkartallee umbenannt.

In Spandau hatte die BVV schon 2011 einen Beschluss gefasst, der gleiches mit dem Elkartweg vorsah. Zunächst konnten sich die dort ansässigen Vereine nicht auf einen neuen Namen einigen. 2015 rief der Bezirk deshalb dazu auf, Vorschläge einzureichen. Hier kam Erich Wettwer ins Spiel, der Erna Koschwitz vorschlug.

Erna Koschwitz (1897-1965) war seit dem Kaiserreich in der Jugend- und Sozialarbeit engagiert. Ab 1919 arbeitete sie in der Jugendwohlfahrt in Charlottenburg, war nach dem Krieg Leiterin der Abteilung Sozialfürsorge. Bis 1945 war sie für die Unterbringung von Heim- und Pflegekindern verantwortlich. Der Großvater und die Eltern von Erich Wettwer betrieben wiederum solche Heime. So kam es zum Kontakt, aus dem sich eine Freundschaft entwickelte.

Mit ihrer Lebensgefährtin Anneliese Zech hatte Erna Koschwitz 1935 eine Laube am Fährweg in Hakenfelde gebaut, die später sogar zum Dauerwohnsitz wurde. Nach dem Tod von Anneliese Zech erbte die Familie von Erich Wettwer das Haus.

Die BVV beschloss im August 2021 den Vorschlag, den Elkartweg in Erna-Koschwitz-Weg umzubenennen. Er sollte noch im gleichen Jahr am 15. November Realität werden. Einsprüche gegen den Beschluss brachten den Termin zum Platzen. Anlieger hatten offenbar die Änderung ihrer Adresse beklagt. Unterschwellig sei auch immer wieder zu hören gewesen, es müsse irgendwann einmal Schluss sein mit „diesen Geschichten“.

Die Einsprüche seien dann aber zurückgezogen worden, berichtete Erich Wettwer ebenfalls. Damit habe der Umbenennung nichts mehr im Wege gestanden. „Es wäre natürlich schön gewesen, wenn wir als Anwohner vorher informiert worden wären, ich wäre gerne dabei gewesen, wie auch Nachbarn und Freunde.“ Aber vor allem freue er sich, dass die Geschichte nun einen Abschluss gefunden habe.

Der neue Name steht, der alte ist durchgestrichen. Allerdings ohne weitere Erklärungen. | Foto:  Thomas Frey
Namensgeberin Erna Koschwitz in ihrem Garten in Hakenfelde. | Foto: Privat
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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