16 Stimmen, 16 Meinungen und ein „Wir“
Stadtteilladen zeigt Videoinstallation mit Ansichten von Bewohnern über die Großsiedlung Hakenfelde
Seit 1. April zeigt der Stadtteilladen an der Streitstraße eine Videoinstallation mit Porträts von Menschen vor allem aus der Großsiedlung Hakenfelde. Das Projekt wurde von der Medienkünstlerin Ina Rommee und dem Fotografen Stefan Krauss im Rahmen des Programms "Berliner Großsiedlungen" realisiert.
Protagonisten für das Video zu finden, sei zunächst nicht ganz einfach gewesen, sagte Ina Rommee. Letztlich aber hat sie doch 16 Menschen gefunden, die bereit waren, sich über und zur Großsiedlung zu äußern. Nach dem ersten Eindruck bilden sie für einen repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung in der Großsiedlung: Alte und Junge, Frauen und Männer unterschiedlicher Herkunft, alteingesessene, zu- und weggezogene Bewohner.
Die Großsiedlung Hakenfelde, südlich der Hakenfelder- und westlich der Streitstraße, entstand in den 1950er‑Jahren. Die Erinnerungen und Berichte reichten aber teilweise noch weiter zurück.
Ein Bewohner erzählt, dass die Großsiedlung einst eine Art Enklave gewesen sei und bezog sich dabei auf die Zeit des geteilten Berlins, als die Mauer nicht weit entfernt verlief. So verschieden wie der eigene Hintergrund und die Biografie, so verschieden waren auch die Ansichten. Beim Thema Nachbarschaft wurde das besonders deutlich. Sie sei "super", meinte eine Frau. Früher sei sie besser gewesen, fand ein Mann. Die Not habe die Leute zusammenrücken lassen. "Heute haben wir doch alles". Ein Zuwanderer beklagte, dass mangelnde Sprachkenntnisse noch immer ein Hindernis für Kontakte seien.
Unabhängig von der Bewertung schien den meisten bewusst, dass es weitere Veränderungen geben wird. Dafür sorgen bereits die Neubauquartiere in der näheren Umgebung. Ob dabei die positiven oder negativen Folgen überwiegen, auch darüber gibt es unterschiedliche Meinungen.
Das und noch mehr kann in der halbstündigen Installation angesehen und nachvollzogen werden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen meist mehrfach zu Wort, ihre Aussagen sind jeweils in kurzen Sequenzen zusammengefasst. Das macht sie verständlich und lässt keine Langeweile aufkommen. Interessant ist auch, dass per Bild nicht nur die jeweils redende Person, sondern drei weitere zu sehen sind, die entweder zuvor gesprochen oder dies im Anschluss tun. Die Dramaturgie unterstreicht auf diese Weise die Vielstimmigkeit aber auch den gemeinsamen Ausgangspunkt.
Die Videoinstallation "Wir" in Hakenfelde, Stadtteilladen, Streitstraße 60, ist bis zum 22. Juli, Mo bis Fr 10-16 Uhr und nach Vereinbarung unter Telefon 33 30 91 80 zu sehen.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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