Übers Wasser von Spandau nach Reinickendorf
Die Havelfähre und ihre Betreiber

Andreas und Astrid Burchardi auf der Hol-Über II. | Foto:  Thomas Frey
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  • Andreas und Astrid Burchardi auf der Hol-Über II.
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Kurz nach dem Eintreffen an der Jörsstraße in Tegelort macht die Fähre fest. Fahrzeuge, Radfahrer, Fußgänger gehen von Bord, ehe neue Passagiere aufgenommen werden.

Die Überfahrt mit der "Hol-Über II" dauert gerade einmal zweieinhalb Minuten. Dann ist das gegenüber liegende Aalemannufer in Hakenfelde erreicht. 160 Wassermeter werden an der engsten Stelle der Nordberliner Havel, zwischen Reinickendorf und Spandau, zurückgelegt.

Die Fähre auf dem Weg nach Tegelort. | Foto: Thomas Frey
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Die Fahrt läuft wie ein Uhrwerk ab. Während der Passage kassiert ein Schiffsbegleiter, Matrose genannt, den Fahrpreis. Ein Kollege steuert den Kahn. Durchschnittlich alle fünf Minuten legt die Fähre an einem Ufer an. Täglich etwa 160 Mal. Länger als zehn Minuten muss deshalb auf keiner Seite jemand warten. 365 Tage im Jahr wird gefahren. Die Fähre befindet sich seit mehr als 60 Jahren im Besitz der Familie Burchardi. Heute leiten in der dritten Generation Andreas und Astrid Buchardi das Unternehmen.

Volle und weniger volle Fahrten, aber bis zu 160 Fahrten n einem Tag. | Foto: Thomas Frey
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An Werktagen, wie an diesem Vormittag, befinden sich mal viele Gewerbefahrzeuge auf der Fähre, dann aber auch mal nur ein einziges. An Wochentagen macht der motorisierte Verkehr das Gros aus. Ungefähr 700 Fahrzeuge werden täglich gezählt. An den Wochenenden seien es nur etwas mehr als halb so viele. Da dominierten Ausflügler per Fahrrad oder zu Fuß. „Morgens sind vor allem Berufspendler und Schüler unsere Stammkunden“, sagt Andreas Burchardi. Gerade aus vielen Spandauer Gebieten oder dem Umland gehe es mit der Fähre übers Wasser in Richtung Innenstadt schneller als über die Straßen.

Einfahrt nach Hakenfelde. | Foto: Thomas Frey
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Manchmal erhöht sich das Fahrgastaufkommen auch wegen spontaner Hindernisse. Zuletzt stiegen die Fahrgastzahlen zum Beispiel kräftig, als Aktivisten der "Letzten Generation" sich an Kreuzungen oder Autobahnauffahrten festklebten und Abschnitt der Niederneuendorfer Allee wegen dringender Sanierungsarbeiten kurzfristig gesperrt werden musste.

Mit und nach dem Lieferverkehr gehen häufig Menschen an Bord, die auf die andere Havelseite wollen. „Spandauer fahren gerne nach Reinickendorf und umgekehrt,“ erklärt Andreas Burchardi.

Die Überfahrt kostet für Menschen ab zwölf Jahren 90 Cent und für Kinder 50 Cent. Für das Auto sind 2,20 Euro fällig, Personen mit Fahrrad zahlen 1,10 Euro entrichten. Wer mit seinem Pferd übersetzen möchte, zahlt 1,50.Dass die "Matrosen" auch bei voll besetzter Fähre es schaffen von allen Fahrgästen in nur wenigen Minuten das Fahrgeld zu erhalten, ist eine Leistung. Allerdings steckt dahinter ein kleines Hilfsmittel. „Wenn es beim Einholen der Beförderungsgebühr eng wird, drosselt der Schiffsführer ein wenig das Tempo“, verrät Andreas Burchardi.

Zwei Schiffe, die "Hol-Über II" und die "Hol-Über III", verkehren zwischen April und Oktober wochentags von 6 bis 20, an Wochenenden von 8 bis 20 Uhr (in der kälteren Jahreszeit ist Betriebsschluss eine Stunde früher) auf der Havel, wobei eines der beiden Schiffe immer nur im Einsatz ist.

160 Meter über die Havel in zweieinhalb Minuten. | Foto: Thomas Frey
  • 160 Meter über die Havel in zweieinhalb Minuten.
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Das Schiff kommt übrigens immer, egal ob Hitze und Eiseskälte, Weihnachten, Silvester oder Neujahr. Regelmäßige Fährkunden an jedem Heiligen Abend sind Trompeter, die bei einem Gottesdienst aufspielen und dies auch für die Burchardis und ihre Mannschaft.

"Weitere Mitarbeiter", antwortet Andreas Burchardi auf die Frage, was er sich für die Zukunft wünscht. Klar, der Job wäre herausfordernd. Schichtdienst, mit oft frühem Beginn. Bei jedem Wetter an Bord. Fahrer und Matrose, die ein Team bilden, wechseln sich meist ungefähr alle 90 Minuten ab. Vor allem im Winter ist das vorteilhaft, denn im Cockpit gibt es eine Heizung.

Astrid und Andreas Burchardi auf der Terrasse ihres Firmenstützpunkts an der Anlegestelle in Hakenfelde.  | Foto: Thomas Frey
  • Astrid und Andreas Burchardi auf der Terrasse ihres Firmenstützpunkts an der Anlegestelle in Hakenfelde.
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Dem gegenüber steht der besondere Arbeitsplatz, an dem keine Langeweile aufkommt, wie Schiffsführer Peter Thom betont. Bei der Hinfahrt steuerte er die Hol-Über II, auf der Rückfahrt kassiert er nun den Fahrpreis. Er sei früher auf verschiedenen Schiffsrouten unterwegs gewesen, seit 19 Jahren aber bereits hier, erzählt er. Während dieser Zeit habe er manche Menschen zum ersten Mal als Kinder, später als Schüler und heute als Erwachsene mit Auto über die Havel übergesetzt.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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