Veranstaltung zur Bebauung des Tetra Pak-Geländes
Nicht alle Bürger teilen den Optimismus des Investors

Das Tetra Pak-Areal an der Hennigsdorfer Straße. Auf dem Industriegelände entsteht voraussichtlich ab 2026 ein riesiges Neubauviertel. | Foto:  Thomas Frey
  • Das Tetra Pak-Areal an der Hennigsdorfer Straße. Auf dem Industriegelände entsteht voraussichtlich ab 2026 ein riesiges Neubauviertel.
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Auf dem ehemaligen Industrieareal an der Hennigsdorfer Straße soll ein neues Viertel mit 600 Wohnungen, Gewerbe und Einrichtungen der sozialen Infrastruktur entstehen. Am 27. Juni fand dazu eine Bürgerversammlung statt.

Rund 150 Menschen waren zur Waldkirche Heiligensee am Stolpmünder Weg gekommen. Sie bewegte vor allem die Sorge um fehlende Parkplätze und eine zusätzliche Verkehrsbelastung durch die künftigen neuen Bewohner.

Die wegen ihres einst bekanntesten Nutzers Tetra Pak-Gelände genannte rund 80 Hektar große Fläche wird von der ZS/Gewobag Projektentwicklung Heiligensee GmbH entwickelt. Dahinter verbirgt sich eine Kooperation zwischen dem Immobilieninvestor ZS Beteiligungs GmbH und der Gewobag EB Entwicklungs- und Baubetreuungsgesellschaft, die wiederum eine hundertprozentige Tochter der Wohnungsbaugesellschaft Gewobag ist. Die rund 300 Appartements, die ZS realisiert, werden als Eigentumswohnungen verkauft, beim Gewobag-Anteil handelt es sich um Mietwohnungen. 150, möglicherweise auch bis zu 180 Wohnungen werden preisreduziert angeboten.

Für das Neubauquartier läuft jetzt erst einmal ungefähr zwei Jahre lang das Bebauungsplanverfahren. 2026 könnte dann frühestens ein Baubeginn erfolgen. Entstehen soll ein Viertel für alle Bevölkerungsgruppen, mit einem Schwerpunkt für Familien, erklärte Tim Kley, der Projektverantwortliche bei der ZS Beteiligungs GmbH. Es gebe Wohnungen in Größen von einem bis fünf Zimmer, rund 70 Prozent der Angebote seien allerdings im Segment drei Zimmer und mehr. Kley rechnet mit rund 1200 neuen Bewohnern, durchschnittlich zwei in jeder der 600 Wohnungen. Mehrere seiner Zuhörer hielten diese Zahl schon wegen der Wohnungsgrößen als zu niedrig angesetzt. Wie viele und welche Menschen dort einmal wohnen werden, hat Auswirkungen auf die soziale Infrastruktur und auf die Nachbarschaft.

Teil des Bauprojekts ist eine Kita mit 80 Plätzen. Dass diese Größenordnung ausreiche, wurde ebenfalls bezweifelt. Es könnten sogar noch Kinder aus der Umgebung aufgenommen werden, erklärte indes Tim Kley. Schwieriger wird es bei den Schulen. Die Investoren errichten kein weiteres Schulgebäude. Allerdings geben sie Geld an den Bezirk, damit der vorhandene Standorte erweitert werden kann. Das könnte allerdings dauern, schon weil die Vorgabe erst fünf Jahre nach der Fertigstellung des Quartiers erfüllt sein muss.

Die Kita soll direkt am Eingang zum einstigen Tetra Pak-Gelände errichtet werden. Dort sei ein Quartiersplatz vorgesehen, mit Geschäften und Dienstleistungen. Der Aldi-Markt, der sich schon jetzt auf dem Areal befindet, werde nach vorne gerückt und mit Wohnungen aufgestockt. Aldi ist auch Eigentümer einer Teilfläche. Außerdem gebe es insgesamt fünf Spielplätze, dazu weitere Spielflächen in den Innenhöfen. Dem Naturschutz werde vor allem durch abgegrenzte Bereiche Rechnung getragen.

Das ganze Quartier ist autoarm, also weitestgehend frei von motorisiertem Individualverkehr, konzipiert. Am Eingang wird eine Parkgarage mit 193 Plätzen entstehen. Die wenigen weiteren Parkplätze stehen zum Beispiel für Menschen mit Behinderungen zur Verfügung. Stattdessen gibt es Fahrradabstellanlagen – auch für Lastenräder –, eine Fahrradwerkstatt und ein durchgehendes Carsharing-Angebot.

Die Anzahl der Stellplätze basiere auf Vorgaben des Senats, der dafür eigentlich nur 0,3 pro Wohneinheit vorsehe, erläuterte Stefan Hoepfner vom Büro Ingenieurdienstleistungen (IBM), der das Mobilitätskonzept erstellt hat. Hier habe immerhin ein Anteil von ungefähr 0,4 erreicht werden können. Auch dieser Wert erschien vielen als zu gering bemessen, zumal ja auch Besucher irgendwo im Viertel ihr Auto abstellen wollten. Ihre Zahl sei zu vernachlässigen, stellte Stefan Hoepfner fest. Sie könnten außerhalb des Viertels auf öffentlichem Straßenland parken, was von den Bürgern mit Unmut aufgenommen wurde.

Zumal der Straßenverkehr durch die neuen Nachbarn zunehmen werde. Als besonders betroffenes Beispiel nannte Hoepfner die Kreuzung Ruppiner Chaussee und Hennigsdorfer Straße. Teilnehmer der Veranstaltung machten indes klar, dass auch manche Wohngebiete in der Gegend unter der Zunahme des Verkehrs litten und wiesen auf den Ausweichverkehr hin, der bei Stau auf der Autobahn durch das Wohnviertel rausche. Diese Situation werde sich noch verschärfen, wenn die Autobahn in einigen Jahren saniert wird.

Stefan Hoepfner verwies als Alternative auf den öffentlichen Nahverkehr. Die Busse müssten natürlich im Zehn-Minuten-Takt fahren. Außerdem sei die S-Bahnstation Heiligensee zumindest aus Teilen des Neubaugebiets fußläufig zu erreichen. Der zweigleisige Ausbau der S-Bahnlinie 25 sei beschlossen und damit gebe es auch hier künftig einen Zehn-Minuten-Takt. Das überzeugte trotzdem nicht alle, zumal damit frühestens um das Jahr 2030 zu rechnen sei.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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