Neuen Standort nach Sanierung der Chaussee erhalten
Bernd Erzmann kennt sich aus mit Meilensteinen. Der ehemalige Diplom-Ingenieur für Elektrotechnik aus Birkenwerder ist Mitglied der Forschungsgruppe Meilensteine. In dieser Funktion hat er dafür gesorgt, dass nach der Sanierung der Ruppiner Chaussee der dortige Meilenstein mit einer Erklärungstafel versehen wurde. Sie löst das Rätsel, das dessen Betrachtung aufgibt.
"II Meilen bis Berlin" steht auf dem Granitstein, der ungefähr gegenüber vom Grundstück Ruppiner Chaussee 377 steht. Für heutige Betrachter ist das dubios: Schließlich steht der Stein auf heutigem Berliner Gelände, und nach Mitte dürften es wiederum mehr als zwei Meilen sein, wenn man die preußische Meile mit 7532,48 Metern bemisst.
Erzmann kann das Rätsel lösen: Der Stein wurde um 1832 rund fünf Kilometer stadteinwärts in Tegel aufgestellt. Damit kam die Längenangabe hin. Der Rundsockelstein hatte eine zylindrische Form, die auf Entwürfe von Friedrich Karl Schinkel zurückging. Meilensteine standen ursprünglich im Meilenabstand, gemessen vom Nullpunkt am Berliner Schloss. Sie dienten Reisenden zur Orientierung, unter anderen konnten Kutscher an den Entfernungen ablesen, wann es Zeit war für einen Pferdewechsel oder zum Ruhen für die Tiere.
Mit der Reichsgründung 1871 wurde im gesamten Deutschen Reich das Längenmaß Meter/Kilometer eingeführt. Bald darauf wurden die Meilensteine entsprechend umgesetzt. Um 1875 kam auch der Tegeler Stein nach Heiligensee und teilte den Reisenden auf der alten Hamburger Poststraße mit, dass es noch 20 Kilometer bis Berlin waren.
Nach einem Erlass sollte die Meilen-Beschriftung zur straßenabgewandten Seite gedreht werden, während das neue Kilometermaß in preußischem Weiß und Schwarz auf die Forderseite kam. Diese Beschriftung ist längst verschwunden, die eingemeißelte Meilenbeschriftung hat sich erhalten.
Im Zuge der Sanierung der Ruppiner Chaussee wurde der Stein jetzt ein wenig in die Grünfläche an der Straße versetzt, um Platz zu machen für Parkbuchten und Radweg. Er ist in der Denkmalliste des Bezirks als Baudenkmal registriert.
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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