Allein 180 Kinder wurden seit Mai untergebracht
Notübernachtung für obdachlose Familien in Heiligensee
Die Notübernachtung für wohnungslose Familien mit Kindern im Diakoniezentrum Heiligensee, Am Bärensprung, ist seit ihrer Inbetriebnahme im Mai vergangenen Jahres regelmäßig ausgelastet.
Diese Bilanz zogen Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Die Linke) und Familiensenatorin Sandra Scheeres (SPD) am 20. Januar. Wohnungslosigkeit betrifft heutzutage zunehmend auch Familien mit Kindern. Um ihrer prekären Lage entgegenzuwirken, hat das Evangelische Jugend- und Fürsorgewerk (EJF) im Mai 2019 eine Notübernachtung eingerichtet für Familien mit Kindern, die wohnungslos sind oder denen Wohnraumverlust droht.
Seit der Eröffnung wurden knapp 100 Familien (342 Personen) aufgenommen, darunter 180 Kinder. Die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales und die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie fördern das Projekt. Diese und eine weitere Einrichtung in Kreuzberg mit 30 Plätzen lässt sich der Senat insgesamt mehr als 1,6 Millionen Euro jährlich kosten.
44 Notschlafplätze
und Betreuung rund um die Uhr
Die „EJF-Notübernachtung für wohnungslose Familien Am Bärensprung“ bietet 44 Notschlafplätze und eine Betreuung rund um die Uhr durch multiprofessionelle Fachkräfte im Diakoniezentrum Heiligensee. Das Hilfsangebot für wohnungslose Familien kann auch von wohnungslosen schwangeren Frauen in Anspruch genommen werden.
Sozialsenatorin Elke Breitenbach betont, dass Familien häufig in Konfliktsituationen geraten, wenn sie dem großen Druck auf dem Wohnungsmarkt ausgesetzt sind. „Hilfe für obdachlose Familien bedeutet immer, dass man auch den betroffenen Kindern helfen muss. In der Notunterkunft in Heiligensee steht das Kindeswohl im Mittelpunkt. Die Familien können zur Ruhe kommen“, ergänzt Familiensenatorin Sandra Scheeres. Die Einrichtung sei ein wichtiger weiterer Baustein im Berliner Netzwerk Kinderschutz. In dem Zusammenhang sieht Scheeres auch die berlinweite Regelung, dass künftig grundsätzlich das Jugendamt im Falle einer Zwangsräumung zu benachrichtigen ist.
Familien sollen maximal drei Wochen bleiben
Die betroffenen Familien sollen maximal drei Wochen in Heiligensee bleiben, wobei es laut Andreas Eckhoff, EJF-Vorstandsvorsitzender, auch mal sechs Wochen werden können. Manchmal bleiben die Menschen auch nur eine Nacht, wenn sich schnell eine dauerhafte Lösung anbietet.
Mehrere Wochen wird es für die junge Familie mit zwei Kleinkindern dauern, die kürzlich aufgenommen wurde. Sie kam in der Hoffnung auf ein besseres Leben aus Italien nach Berlin. Inzwischen sucht das Jobcenter einen Arbeitsplatz für den Mann. Die EJF-Mitarbeiter sind in Sachen Wohnungssuche unterwegs.
Eigenbedarfsklage führte zu Wohnungsverlust
In einem anderen Fall war die Eigenbedarfsklage des Vermieters Grund für den Wohnungsverlust. Sozialsenatorin Elke Breitenbach hofft, dass sich mit dem Mietendeckel der angespannte Wohnungsmarkt ein wenig verbessert und Obdachlosigkeit nicht dadurch entsteht, dass Familien schlicht ihre Miete nicht mehr zahlen können.
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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