Ein eingeschworener Haufen: Nordberliner SC setzt auf Kontinuität und Nachwuchs
Heiligensee. Im Sommer spielt der Berliner Fußball regelmäßig verrückt: Tausende von Amateurfußballern pokern um jeden Euro, sind bei dem einen Klub im Gespräch, wechseln dann doch zu einem anderen. Einige Vereine tauschen – gezwungenermaßen oder freiwillig – ihren gesamten Kader aus. Nicht so im äußersten Nordwesten der Hauptstadt: Hier heißt das Zauberwort schon seit etlichen Jahren Kontinuität. Herzlich willkommen beim Nordberliner SC!
Ein einziger Spieler hat den Berlin-Ligisten in diesem Sommer verlassen: Torwart Sebastian Paul hat sich dem Ligakonkurrenten SV Empor angeschlossen. Die restlichen Spieler sind geblieben – viele von ihnen tragen schon seit Jahren das gelb-blaue Trikot, stammen zu großen Teilen aus dem eigenen Nachwuchs. Und die Arbeit dort wird nicht nur im Bezirk, sondern im gesamten Berliner Fußball hoch geschätzt.
Die Jungen kommen an
Und so sind die Schlüssel des Erfolgs am Elchdamm schon seit Jahren Kontinuität und Fokus auf den Nachwuchs. So stießen vor der Saison mit Emre Atdere vom 1. FC Wilmersdorf, Hendrik Herzog vom Friedenauer TSC und Kaan Özdemir von den A-Junioren des Berliner AK nur drei auswärtige Spieler zum Kader. Darüber hinaus holte Coach Mario Kreisel auch in diesem Jahr nicht weniger als fünf Kicker aus der eigenen Jugend: Brian Bremer, Enes Cakir, Simon Majewski, Emre Tös und Paul Kramer. Und sie bekommen schon jetzt Spielanteile: So spielte Paul Kramer zum Saisonauftakt bei den Füchsen Berlin, den die Heiligenseer mit 2:1 gewinnen konnten, 90 Minuten durch. Emre Tös durfte sich im Derby immerhin 82 Minuten lang beweisen.
Natürlich hat das aber auch damit zu tun, dass Coach Kreisel in der Vorbereitung auf viele Urlauber und angeschlagene Spieler verzichten musste: Toptalent Lukas Fechner, der übrigens im vergangenen Sommer aus der eigenen Jugend ins Herrenteam aufrückte, ist noch im Urlaub. Yannik Büttner fällt mit einem Kreuzbandriss aus. Eine Hand voll weiterer Spieler ist noch verletzt oder zumindest noch nicht über volle 90 Minuten einsatzfähig.
Die Chemie stimmt
Dass der Nordberliner SC aber mittlerweile auch in der Breite gut aufgestellt ist und Ausfälle bis zu einem gewissen Grad kompensieren kann, zeigte der Saisonauftakt: Bei ihren Auftaktsiegen gegen die Füchse und gegen den Berliner SC (1:0) zeigten die Heiligenseer, dass mit ihnen zu rechnen ist. Matchwinner und Doppeltorschütze im Derby war mit Justin Hippe übrigens ein weiterer dieser hochtalentierten jungen Spieler. Auch er hatte erst 2015 den Sprung aus der eigenen Jugend in Berlins höchste Spielklasse geschafft. Trainer Kreisel glaubt dennoch, dass sein Team aufgrund der personellen Situation erst im Oktober zu wahrer Stärke finden wird.
Nach den Plätzen 13., 7. und 9. in den zurückliegenden Spielzeiten sollte auch in dieser Saison ein einstelliger Tabellenplatz möglich sein. Die Konkurrenz ist immer voll des Lobes, wenn über das fußballerische Talent des Nordberliner SC gesprochen wird. Fakt ist: Am Elchdamm gibt es nicht nur viele talentierte Spieler, sondern ein richtiges Team, einen eingeschworenen Haufen, in dem die Chemie stimmt. Und das ist vermutlich die wahre Stärke des Nordberliner SC. min
Autor:Michael Nittel aus Reinickendorf |
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