Unterwegs mit den Wald-Kontrolleuren
Hanno Fennel und Valentin Burckhardt untersuchen den Zustand der Bäume in Berlin
Wie geht es dem Wald? Nicht besonders gut lautet meistens die allgemeine Antwort. Der Klimawandel setzt auch den Bäumen zu. Diese Annahme ist zwar nachvollziehbar, sie muss aber regelmäßig belegt werden. Das passiert nicht zuletzt durch Menschen wie Hanno Fennel und Valentin Burckhardt.
Die beiden sind freiberufliche Förster und im Auftrag der Berliner Forsten seit drei Jahren mehrere Wochen in den Wäldern der Stadt unterwegs. Dort untersuchen sie die Bäume, registrieren Wachstum, Stammdurchmesser, Blüte, den Zustand von Baumkrone, Blättern oder Nadeln. Diesen Baum-Check gibt es bereits seit dem Jahr 2001 und wird an insgesamt 41 Stellen, sogenannten Erhebungspunkten, vorgenommen.
Ein Baum dient dabei jeweils als Fixpunkt, hier Sollmesspunkt bezeichnet. Weitere 23 gehören zu einem Untersuchungsgebiet. Sie verteilen sich im Abstand von 25 Meter vom Hauptbaum in jede Himmelsrichtung. Zusammengenommen werden also fast 1000 Exemplare von Hanno Fennel und Valentin Burckhardt begutachtet. Und zwar immer die gleichen, denn gerade dadurch lassen sich mögliche Veränderungen dokumentieren. Nur, wenn ein Baum völlig verschwunden ist, gibt es Ersatz.
Einblicke in ihre Arbeit gaben die beiden Förster am 20. August bei einem Vorort-Termin in Heiligensee, zu dem die Berliner Forsten eingeladen hatten. Einer der dortigen Erhebungspunkte befindet sich an der Ruppiner Chaussee, unweit der Bushaltestelle Im Waldwinkel. Es geht nur wenige Meter in den Wald, ehe der Sollmesspunkt erreicht ist. Eine geschätzt mehr als 20 Meter hohe Kiefer, umgeben von Eichen und Buchen. Hanno Fennel misst mit einem Maßband den Stammumfang. Er klopft dagegen, schaut nach oben in die Krone. Für die digitale Aufbereitung ist Valentin Burckhardt verantwortlich, der die Erkenntnisse in die Vorlagen auf seinem Tablet einträgt.
Und wie sehen die aus? Hanno Fennel und Valentin Burckhardt sind sehr zurückhaltend, was die Gesamteinschätzung betrifft. Die werde auch nicht von ihnen, sondern bei der Auswertung ihrer Ergebnisse erstellt. Was sie aus dem Stand liefern können, sind einige aufgefallene Auffälligkeiten. „Bei Eichen haben wir in diesem Jahr oft Blattbräune festgestellt“. Das sei ein typisches Stresssymbol. Viele Bäume, so lässt sich daraus schließen, stehen also unter Druck.
Das muss nicht allein am Klimawandel, beziehungsweise seinen direkt nachvollziehbaren Auswirkungen, liegen. Andere Probleme könnten durch Sturmschäden verursacht worden sein. Oder durch Pilzbefall. Es kann Beeinträchtigungen durch Insekten und andere Tiere gegeben haben. Es gibt Unterschiede bei der Widerstandsfähigkeit der einzelnen Baumarten. Und das Alter spielt häufig ebenfalls eine Rolle.
Aus diesen und weiteren Gründen sei auch ihnen nicht klar, welches Gesamtbild sich aus ihrer Datensammlung ergibt. Ebenso wenig wissen das aktuell die Berliner Forsten, die ebenfalls gespannt auf die Ergebnisse sind, die in den Waldschadensbericht einfließen, der im November vorgelegt wird.
Noch etwas ist zu berücksichtigen. Die Erhebung ist mit ihren fast 1000 Bäumen zwar ziemlich großflächig angelegt. Gemessen am gesamten Bestand in den Berliner Wäldern bedeutet sie allerdings lediglich eine Stichprobe. Denn dort befinden sich mehr als eine Million Bäume.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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