100 Jahre Groß-Berlin: Sorge vor Kosten der Kanalisation
Haus- und Grundbesitzerverein appelliert an Regierung

Die Abwasserentsorgung war auch in den Randgemeinden der Metropole Berlin ein großes Thema. Sie sollte effizient sein, aber möglichst wenig kosten.

Bis zur Bildung von Groß-Berlin erfolgte beispielsweise in Kaulsdorf die Entsorgung des Abwassers über Senkgruben. Die Abfuhr wurde in Tonnen und die Reinigung der Senkgruben von Privatunternehmen durchgeführt.

Schon kurz vor der Eingemeindung gab es Planungen, auch in Kaulsdorf eine Kanalisation anzulegen – auf Kosten der Anwohner. Dagegen regte sich beim Haus- und Grundbesitzerverein Widerspruch. Er wandte sich am 13. September, also rund zwei Wochen vor der Bildung von Groß-Berlin, mit einem Schreiben an die preußische Landesregierung in Potsdam.

Darin schildert der Verein, dass sich durch die Kanalisationspolitik „Hunderte und Aberhunderte“ kleinere Leute, Arbeiter und Beamte in ihrer „Wohlfahrt“ gefährdet sehen. Diese seien der Überzeugung, dass von ihnen Unnötiges und wirtschaftlich Unmögliches verlangt werde. Die Beschlüsse der Gemeinde zur Kanalisation seien überstürzt und nicht hinreichend durch- und nachgeprüft.

Die bestehenden Pläne für die Kanalisation würden Kosten von drei Millionen Mark verursachen. Kaulsdorf sei eine Gemeinde von rund 3500 Einwohnern. Unter diesen gebe es nur wenige reiche Leute. Die Mehrzahl würde durch die abzusehenden Beiträge übermäßig belastet. Es bestünde die Gefahr, dass die Gemeinde durch die Kanalisation eine zu große Schuldenlast in das neue Berlin einbringe und den Einwohnern dafür später Sonderlasten auferlegt werden müssten.

Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

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