Nachverdichtung an der Lily-Braun- und der Bodo-Uhse-Straße
Stadt und Land will in Kaulsdorf 300 Wohnungen in zwei Innenhöfen bauen
Die städtische Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land plant derzeit zwei Neubauvorhaben mit jeweils 150 Mietwohnungen an der Bodo-Uhse-Straße 8/10 und Lily-Braun-Straße 13/15. Die Innenhöfe sollen hier bebaut werden, wogegen die Anwohner protestieren.
Hannelore Müldner wohnt seit 1987 im sogenannten Roten Viertel. Die Anwohner seien über die Nachverdichtung von Stadt und Land einen Tag nach der Wahl in einem Schreiben informiert worden. Von dem Vorhaben hätten sie bis dato nichts geahnt. Die 82-Jährige fürchtet nun den Verlust von Wohnqualität und Lebensraum von Tieren wie Eichhörnchen und Igeln. Auch fragt sie sich, wo all die Autos parken sollen, wenn der Platz in den beiden Innenhöfen schwindet. „Wir wollen unseren Hof behalten“, sagt sie. Mehrere Bäume und ein Spielplatz müssten weichen.
Auf der Internetseite des Unternehmens ist das Vorhaben bereits detailliert beschrieben. Beide Innenhöfe sollen demnach mit jeweils zwei Gebäuden bebaut werden, die voraussichtlich über sechs Vollgeschosse sowie ein Staffelgeschoss verfügen. Alle Aufgänge werden Fahrstühle erhalten, alle Etagen damit barrierefrei erreichbar sein. In der Bodo-Uhse-Straße sollen zudem zehn rollstuhlgerechte Wohnungen entstehen. Die Hälfte der zu errichtenden Wohnfläche beider Projekte wird durch das Land Berlin gefördert und an Inhaber eines Wohnberechtigungsscheins vermietet. In diesen Fällen liegt die monatliche Netto-Kaltmiete bei 6,60 Euro pro Quadratmeter. Die Mieten der restlichen Wohnungen werden durchschnittlich bei unter elf Euro pro Quadratmeter liegen.
Im Zuge der Wohnbebauung müssen laut Stadt und Land die aktuell auf den beiden Grundstücken befindlichen Garagen abgerissen werden. In unmittelbarer Nähe zu den Neubauprojekten sollen 92 neue PKW-Stellplätze geschaffen werden. Außerdem soll es 620 neue Fahrradstellplätze geben, die Hälfte davon überdacht.
Voraussichtlich Anfang 2023 werden die Bauarbeiten beginnen. Die Fertigstellung ist für 2025 vorgesehen. „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt befinden wir uns in der Planungsphase“, erklärte das Unternehmen.
Abgelehnt wird das Bauprojekt nicht nur von Anwohnern, denen die Häuser direkt vor die Nase gesetzt werden. Auch Lokalpolitiker sehen die Nachverdichtung kritisch. „Nach diesen Planungen werden wichtige Grünflächen einfach zugebaut, während in der Innenstadt große Flächen freigehalten werden“, erklärt der CDU-Abgeordnete Alexander Herrmann. Vor Erteilung einer Baugenehmigung erwarte er „volle Transparenz und eine Beteiligung der Anwohner sowie der BVV“. Durch den Wohnungsneubau fehle es schon jetzt an ausreichenden Schul-, Kita-, Arzt- und Parkplätzen, die Straßen seien verstopft und Busse und Bahnen übervoll.
Auch der Linke-Abgeordnete Kristian Ronneburg lehnt die von Stadt und Land geplante Bebauung der Innenhöfe ab. Er sieht „enorme Herausforderungen“ auf den Kiez zukommen, was die Versorgung mit Grünflächen, Kitas und Schulen angehe, weil weitere Neubauvorhaben am Cecilienplatz sowie an der Ecke Hellersdorfer und Cecilienstraße geplant sind. Zudem wäre es völlig kontraproduktiv, wenn Flächen, die der Erholung und dem Klima dienen, bei weiterer Nachverdichtung eingeschränkt oder aufgegeben würden. Das Land Berlin solle Wohnungsbau endlich auch im Westen und in der Mitte umsetzen, so Ronneburg.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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