Oben ohne ist erlaubt
Bäder-Betriebe legen jetzt ihre Kleidervorschriften neu aus

Frauen, die mit nackter Brust und nur mit einer Badehose schwimmen möchten, dürfen das jetzt überall. Die Berliner Bäder-Betriebe (BBB) haben aufgrund einer Diskriminierungsbeschwerde alle Schwimmmeister angewiesen, „oben ohne“ beim Schwimmen bei allen Personen zu dulden.

Ein ausdrückliches Verbot, mit nackten Brüsten ins Becken zu springen, gab es nie in der Haus- und Badeordnung der Bäder-Betriebe. Auf den Liegewiesen wurden nackte Frauenbrüste schon immer geduldet. Geschlechtsspezifische Vorschriften in Bezug auf die Badebekleidung gebe es nicht, wie BBB-Sprecherin Claudia Blankennagel sagt. Doch die Bademeister hätten unter „handelsüblicher Badebekleidung“ für Frauen bisher Bikini oder Badeanzug verstanden. Nach einem Streit im Kaulsdorfer Hallenbad im Dezember haben die Bäder-Betriebe jetzt klargestellt: Auch „Frauen beziehungsweise weiblich gelesene Personen“ müssen ihren Oberkörper nicht bedecken.

Lotte Mies (33) war vergangenes Jahr in Kaulsdorf oben ohne ins Wasser gehüpft und hatte einen Polizeieinsatz ausgelöst. Eine Schwimmmeisterin hatte sie aufgefordert, sich obenrum zu bedecken. Doch die Aktivistin der Initiative „Gleiche Brust für alle“ weigerte sich, weil Männer auch oben ohne schwimmen würden. Dass Frauen das nicht dürfen, sei für sie „sexistisch“.

Lotte Mies hat sich nach dem Rauswurf bei der Landesstelle für Gleichbehandlung und gegen Diskriminierung beschwert. Die Ombudsstelle wurde Ende 2020 bei der Senatsverwaltung für Justiz, Vielfalt und Antidiskriminierung eingerichtet. Sie unterstütze Personen bei der Durchsetzung ihrer Rechte nach dem Berliner Landesantidiskriminierungsgesetz, heißt es. „Nach einer erneuten Befassung mit der Diskriminierungsbeschwerde soll das Schwimmen mit freiem Oberkörper auch für weibliche Personen beziehungsweise für Personen mit weiblich gelesener Brust künftig möglich sein“, teilt die Berliner Justizverwaltung mit.

„Ich begrüße die Entscheidung der Bäder-Betriebe sehr, weil sie gleiches Recht für alle Berliner*innen, ob männlich, weiblich oder nicht-binär, herstellt und weil sie Rechtssicherheit für das Personal in den Bäder-Betrieben schafft“, sagt Dr. Doris Liebscher, Leiterin der Ombudsstelle. Es gehe jetzt darum, „dass die Regelung konsequent angewendet wird und keine Platzverweise oder Hausverbote mehr ausgesprochen werden“.

Bei den Bäder-Betrieben geht man davon aus, dass „oben ohne“ kein Massenphänomen wird. Die allermeisten Frauen werden auch zukünftig ein Oberteil tragen.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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