Kaulsdorfer Ärztin macht das Schicksal von Hedwig Mentzen öffentlich
Kaulsdorf. Seit Mitte Mai macht ein Stolperstein auf Hedwig Mentzen aufmerksam. Sie wohnte nur kurze Zeit in der Hannsdorfer Straße 8 und gehört zu den jüdischen Bewohnern, die in der Zeit des Hitlerfaschismus deportiert und ermordet wurden.
Barbara Töpfer stiftete den Gedenkstein. Die ehemalige Kaulsdorfer Ärztin hat durch ihre Recherchen Verwandte von Hedwig Mentzen ausfindig machen können. Durch die Forschungen der Ärztin wurde Hedwig Mentzens Schicksal bekannt.
Hedwig Mentzen (geb. Kahn) wurde am 13. Juli 1882 in Steinbach/Unterfranken als eines von neun Kindern geboren. 1909 heiratete sie in Berlin Moritz Adler. In zweiter Ehe war sie mit Edmund Mentzen verheiratet. Er starb 1917 im Alter von 46 Jahren. Die Ehe blieb kinderlos. 1927 trat Hedwig Mentzen aus dem Judentum aus. Dennoch war sie aufgrund ihrer jüdischen Abstammung und nach dem frühen Tod ihres „arischen“ Ehemannes später der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt. In den 30er-Jahren lebte sie in Krummhübel im Riesengebirge. Dort betrieb sie ein kleines Drogeriegeschäft. Während des Novemberpogroms 1938 ließ Hedwig Mentzen aus Angst vor Verfolgung Geschäft und Hausrat zurück und kam mit nur wenigen Koffern nach Berlin. Sie wohnte zunächst in verschiedenen Stadtteilen zur Untermiete. Ende 1941 wurde ihr ein Zimmer mit Küche in der damaligen Billungstraße 8 (jetzt Hannsdorfer Straße 8) in Kaulsdorf zugewiesen.
Das galt in der Zeit des Nationalsozialismus als „Judenhaus“. Die Besitzer, Emilie und Emil Roth, beide jüdischen Glaubens, hatten das Einfamilienhaus 1929 gebaut. Ab 1939 wurden ihnen weitere jüdische Mitbewohner zugewiesen. „Teilweise wohnten bis zu zwölf Personen dort“, berichtet Barbara Töpfer.
Am 28. März 1942 wurde Hedwig Mentzen über das Sammellager in der Levetzowstraße ab Bahnhof Grunewald nach Trawniki (Distrikt Lublin/Polen) deportiert. Der Zug erreichte am 30. März 1942 sein Ziel. Danach erfolgte der Fußmarsch nach Piaski. Dort verliert sich die Spur von Hedwig Mentzen. Ihr Schicksal bliebt ungewiss.
Es ist nun schon der dritte Stolperstein, den die pensionierte Ärztin Barbara Töpfer gestiftet hat. Die 68-jährige, die seit ihrer Kindheit in der Hannsdorfer Straße wohnt, kam 2013 nach einem Stadtspaziergang zum Thema jüdisches Leben in Berlin auf die Idee, Nachforschungen über das Haus Nummer 8 anzustellen. Nur drei Bewohnern des Hauses gelang die Flucht vor den Nazis. An die ermordeten Hausbesitzer, Emilie und Emil Roth, erinnern bereits seit 2014 vor der Hannsdorfer Straße 8 zwei Stolpersteine. KT
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