Kleine Einrichtung mit hohen Kosten
Kita in der Landréstraße wird geschlossen
Für die Eltern war diese Nachricht ein Schock. Bei einem Elternabend am 29. Juni wurde ihnen mitgeteilt, dass die Kita in der Landréstraße 9 geschlossen wird. 30 Kinder müssen deshalb an anderen Standorten betreut werden.
Die Geschäftsleitung der Kindergärten NordOst (Eigenbetrieb von Berlin) begründete diesen Schritt in erster Linie mit dem maroden Zustand der Heizungsanlage. „Diese ist so veraltet, dass keine Wartungsfirma die anstehenden Reparaturen mehr ausführen kann. Das bedeutet, wir können für den Winter keinen Betrieb mehr sicherstellen, sollte es zu einem Ausfall der Anlage kommen, was sehr wahrscheinlich ist“, erklärte sie in einem Schreiben an die Eltern. Dass diese daraufhin eine Firma fand, die sich zu einer Reparatur der Heizung in der Lage sieht, änderte an der Entscheidung nichts mehr. Die ständig laufende Heizung, so erklärte die Geschäftsleitung, sei nicht das einzige Problem.
Anfang Juli schaute sich die Kita-Aufsicht der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie vor Ort um. Dabei kam heraus, dass allein der Garten noch den gültigen Standards entspricht. Im Gebäude ist dagegen die Mängelliste lang. Eine Sachverständige stellte unter anderem zu kleine Räume mit kaum Bewegungsmöglichkeiten für die Kinder fest. Außerdem seien die Sanitäranlagen nicht altersgerecht, die Räume aufgrund der hoch gelegenen Fenster zu dunkel, ein zweiter Rettungsweg nicht frei zugängig und mehrere Wände von Schimmel befallen. Aufgrund der langen Liste an gravierenden Mängeln sei eine Komplettsanierung oder Schließung unvermeidbar, so das Fazit der Fachaufsicht. Da die Kindergärten NordOst eine Sanierung aber ablehnen, weil diese wegen der geringen Größe wirtschaftlich nicht zu verantworten sei, blieb zur Schließung keine Alternative.
Längere Wege für Kinder und Eltern
Wo aber sollen dann die Kinder betreut werden? Der Eigenbetrieb Kindergärten NordOst bot den Eltern an, ihre Kinder in der neuen Kita im Kummerower Ring 30 mit insgesamt 136 Plätzen zu betreuen. Den dort in Holzmodulbauweise entstehenden Neubau will der Eigenbetrieb zu Ende September eröffnen. Dort könnten alle Kinder aus der Landréstraße betreut werden, heißt es. Auch die Erzieher, sofern sie das möchten, sollen an den neuen Standort umziehen.
Das Angebot stößt nicht bei allen Eltern auf Wohlgefallen. Grund ist die Entfernung von etwa zweieinhalb Kilometern, wodurch ein zusätzlicher Fußweg von einer halben Stunde entstehe. „Für viele Eltern wäre der zusätzliche Weg eine große Belastung, weshalb sie sich nun nach einem neuen Kitaplatz umsehen“, berichtet Elternvertreterin Juliane Schlaaff. Sie selbst ließ von 2015 bis 2019 ihre heute achtjährige Tochter in der Landréstraße betreuen. Aktuell besucht ihre vierjährige Tochter die Kita. Ein Wechsel an den Kummerower Ring komme für sie nicht infrage, weil der Weg nur mit dem Auto zu bewerkstelligen sei. „Schweren Herzens haben wir uns für einen Wechsel in eine andere Kita entschieden, was zur Folge hätte, dass unsere Tochter aus ihrer gewohnten Umgebung mit ihren Bezugserzieherinnen und Freunden herausgerissen werden müsste“, sagt sie. „Aber letztlich können wir von Glück reden, in der angespannten Kitaplatz-Situation im Stadtteil überhaupt so kurzfristig einen Platz bekommen zu haben.“
Überrascht von den Plänen zur Schließung wurden nicht nur die Eltern, sondern auch das Jugendamt. Es habe diesbezüglich große Bedenken angemeldet, teilte es der Elternvertretung mit. Der CDU-Abgeordnete Mario Czaja fragt sich, warum die enormen baulichen Mängel offenbar über Jahre nicht festgestellt worden sind. Eine Nachfrage der Berliner Woche dazu bei der Geschäftsleitung blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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