Unternehmer mit Herz: Sergej Schilkin starb vor zehn Jahren
Kaulsdorf. Sergej Schilkin (1915-2007) ist eine der wenigen ostdeutschen Unternehmerlegenden. Sein Tod jährt sich am Dienstag, 18. Juli, zum zehnten Mal.
Der Name Schilkin steht für die gleichnamige Spirituosenbrennerei, einem der bekanntesten mittelständischen Unternehmen des Bezirks, aber auch für einen standortbewussten, heimatverbunden Unternehmer. Nicht zuletzt mit der Schilkin-Stiftung hat Sergej Schilkin beachtliche Akzente in Biesdorf, wo das Privathaus der Familie steht, und in Kaulsdorf, dem Sitz des Unternehmens, gesetzt. Der Todestag von Sergej Schilkin jährte sich am Dienstag, 18. Juli, zum zehnten Mal.
Als er geboren wurde, regierte in Sankt Petersburg noch Zar Nikolaus II. Vater Apollon Schilkin war hier ein bekannter Spirituosenproduzent und lieferte seinen Wodka auch an den Zarenhof. 1921 floh die Unternehmerfamilie nach Berlin, wo Apollon Schilkin 1932 wieder eine Spirituosenfabrik gründete. Das war in dem ehemaligen Gutshof Kaulsdorf, dem Standort der Firma bis heute.
Nach dem Tod des Vaters übernahm Sergej die Firma, deren Gebäude zu Kriegsende zerstört wurden, und baute das Unternehmen nach dem Krieg wieder auf. Er machte sie zu einem der namhaftesten Spirituosenproduzenten der DDR. 1971 wurde die Firma enteignet, Schilkin führte diese aber bis zu seiner Berentung 1981 als Betriebsleiter weiter. 1990 übernahm der die Firma erneut und lenkte sie durch die schwierigen Jahre der Wende und der Wiedervereinigung.
1992 zog er sich dem operativen Geschäft zurück und überließ dies seinem Schwiegersohn Peter Mier. Inzwischen ist Enkel Patrick Mier an der Leitung der Firma in vierter Generation beteiligt. Die Schilkin GmbH & Co. KG war auch in den zurückliegenden Jahren durch schwere Wasser zu führen. 2014 konnte durch eine radikale Wende in der Firmenpolitik die Insolvenz vermieden werden.
Seitdem setzt die Firma Schilkin wieder vorrangig auf die eigenen Produkte. „Unser Renner ist gegenwärtig die „Berliner Luft“. Der Pfefferminzlikör wird in den unterschiedlichsten Varianten über Berlin und Deutschland hinaus gern von jüngeren Leuten und besonders bei Partys konsumiert“, erklärt Patrick Mier. Die Zahl der Mitarbeiter wurde von 36 auf 42 erhöht.
Auch in Bezug auf die Heimatverbundenheit sieht sich der Enkel in der Tradition von Sergej Schilkin. Größere Spenden im Bezirk wie für die Wiederherstellung der Turmspitze der Kaulsdorfer Jesuskirche Ende der 1990er Jahre sind allerdings seltener geworden. „In Zeiten niedriger Zinsen müssen wir mit dem Stiftungskapital überlegt umgehen“, erläutert Mier. Aber für das Berliner Stadtschloss in Mitte wurde zuletzt eine größere Summe gespendet. Wichtig sei das Engagement der Firma für den jährlichen Kaulsdorfer Weihnachtsmarkt, der immer größere Beachtung finde und zum Teil auf dem Schilkin-Gelände stattfindet. hari
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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