Riesen massiv unter Druck
Bäume an der Ruhlsdorfer Straße bekommen mehr Platz
Der Ruhlsdorfer Straße geht es an den Asphalt. Das Bezirksamt muss die kurze Nebenstraße umbauen. Damit die Bäume mehr Platz haben – und Stolperfallen verschwinden.
Sie ist nur gut 120 Meter lang und steht doch beispielhaft für viele Straßen in Berlin: die Ruhlsdorfer Straße unweit der Amerika-Gedenkbibliothek. Dort stehen die Bäume massiv unter Druck. Ihre Wurzeln haben keinen Platz mehr, sprengen den Asphalt und drücken Gehwegplatten hoch. Die Folge sind Stolperfallen für Fußgänger und Holperpisten für Radfahrer und Autos.
Der Bezirk baut die Straße, die als Sackgasse endet, daher jetzt um. Die Parkverbotsschilder stehen schon. „Wir werden hier großflächig entsiegeln, um die Bäume zu retten“, erklärt Verkehrs- und Umweltstadträtin Annika Gerold (Grüne) die Maßnahme. Passiere das nicht, müssten acht der 19 gesunden Japanischen Schnurrbäume an der Straße gefällt werden. Da ihre Wurzeln in den Asphalt buchstäblich eingewachsen sind, müssten sie abgesägt werden, will man den Belag erneuern. „Damit wären die Straßenbäume aber nicht mehr standsicher“, erläutert Mehmet Dilek, Projektleiter im Straßen- und Grünflächenamt das Dilemma. „Als öffentliche Hand sind wir daher verpflichtet, solche Schäden zu beseitigen.“
Was geschieht jetzt aber konkret? „Verschiedene Maßnahmen gehen hier Hand in Hand“, kündigt Annika Gerold an. Die Baumscheiben werden erweitert, damit die Wurzeln mehr Platz haben und gesund weiterwachsen können. Dafür müssen allerdings 37 Parkplätze weichen. Ein positiver Nebeneffekt ist jedoch: Mehr Regenwasser kann versickern, was auch den gestressten Bäumen zugute kommt. Gelingen soll das über sogenannte grüne Gullys. Die sammeln den Regen vorübergehend ein und geben ihn nur bei Starkregen in die Kanalisation ab. „Wir sind der erste Bezirk, der diese grünen Gullys umsetzt“, so die Stadträtin. Und die erfüllen noch einen Zweck: „Sie entlasten die Mischwasserkanalisation“, sagt Mehmet Dilek. Das heißt, bei Dauerregen laufen die Straßen nicht mehr über.
Das ist aber noch nicht alles. Ein Monitoring begleitet das Projekt, um Wissen für ähnliche Vorhaben zu sammeln. Mit „Zugversuchen“ an den Schnurrbäumen soll zudem geprüft werden, ob die Flachwurzler nach dem Entsiegeln weiterhin standfest sind. „Und wir überwachen mit Bodensensoren die Feuchtigkeit im Boden“, informiert Annika Gerold. Die Ergebnisse würden dann entsprechend ausgewertet.
Bereits Anfang Oktober soll der Umbau erledigt sein. Die Kosten von etwa 160 000 Euro fließen aus der baulichen Unterhaltung des Bezirks. Die geplante Bepflanzung der Baumscheiben wird aus Naturschutz-Ausgleichsmitteln finanziert.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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