Schöne alte Kinowelt gerettet
Betreiberduo kauft "Moviemento" der Deutsche Wohnen ab
Das älteste Kino Deutschlands hat den Besitzer gewechselt – und ist damit gerettet. Die Betreiber des „Moviemento“ haben das Filmhaus gekauft. Zur symbolischen Schlüsselübergabe war der Kinosaal voll.
Die Berliner kennen das "Moviemento". In dem klassischen Off-Kino am Kottbusser Damm werden schon seit 1907 Filme gezeigt. Kein Mainstream, sondern Arthouse, politische Filme, anspruchsvolle Dokus und Kinderfilme. Dort verliebt man sich, streitet und erlebt unvergessliche Kinomomente. „Umso schöner daher die Nachricht, dass das ‚Moviemento‘ in ein sicheres Morgen startet“, sagt Iris Praefke. Die Kino-Betreiberin und ihr Kompagnon Wulf Sörgel haben das "Moviemento" gekauft und so gerettet.
Denn die schöne Welt des guten alten Programmkinos schien bedroht, fast unbemerkt von der Öffentlichkeit. Kurz vor der Corona-Pandemie zogen 2019 dunkle Wolken herauf. Der Immobilienkonzern Deutsche Wohnen hatte das Haus Kottbusser Damm 22 gekauft und wollte die Gewerberäume über Makler weiterveräußern, „ohne zu wissen, dass im Haus ein Kino ist“, so Wulf Sörgel. Gespräche brachten schließlich das Happy End. „Das älteste deutsche Kino schließen wollte niemand.“ Parallel starteten die Betreiber eine Crowdfundingkampagne, um das Kino zu retten. Rund 140 000 Euro kamen dabei zusammen, den großen Rest der Kaufsumme „haben wir uns geliehen“, erzählt Iris Praefke. Über den Kaufpreis vereinbarten die Betreiber und die Deutsche Wohnen Stillschweigen. In einigen Medien ist aber von mehr als 1,8 Millionen Euro die Rede. Unterstützer fanden Iris Praefke und Wulf Sörgel nicht nur unter normalen Berlinern, auch bekannte Filmschaffende gehörten zu den Rettern. Tom Tykwer zum Beispiel, Benno Führmann und Til Schweiger. Ende 2023 war es dann soweit. Am 31. Dezember wechselte das Kino eine Minute vor Mitternacht den Besitzer.
Gefeiert wurde dieser Meilenstein jetzt mit einer symbolischen Aktion im vollen Kinosaal 1. Tanja Frenkel übergab den Hausschlüssel stellvertretend für das Verkaufsteam der Deutsche Wohnen an Iris Praefke und Wulf Sörgel. „Das ‚Moviemento‘ ist eine Legende. Wir sind genauso begeistert wie die Cineasten hier in Berlin, dass wir mit der Übergabe der Räumlichkeiten an die Betreiber zum Fortbestehen des Kinos beitragen können.“ Dann hieß es Film ab für Hayao Miyazakis „Der Junge und der Reiher“ in japanischer Originalfassung.
Wie geht es mit der Kreuzberger Filminstitution nun weiter? Es wird noch ein klein wenig verrückter werden, kündigen die neuen Besitzer an. Noch mehr Kinder sollen dort ihren Kindergeburtstag feiern, und wieder zahlreiche Festivals, Premieren, Vorstellungen mit Filmschaffenden und Gespräche über Filme und Filmbildung stattfinden. „Wir sagen, versprochen und danke. Bis bald im ‚Moviemento‘!“
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.