Görli-Zaun womöglich bald vor Gericht
Bezirksverordnete beauftragen Bezirksamt mit Klage gegen den Senat

Der Streitfall Zaun am Görli erreicht die nächste Eskalationsstufe: Jetzt soll das Bezirksamt den Senat verklagen, fordert eine Mehrheit in der BVV.  | Foto:  Ulrike Kiefert
  • Der Streitfall Zaun am Görli erreicht die nächste Eskalationsstufe: Jetzt soll das Bezirksamt den Senat verklagen, fordert eine Mehrheit in der BVV.
  • Foto: Ulrike Kiefert
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Im Fall der Zaunpläne für den Görlitzer Park gibt es eine neue Entwicklung. Das Bezirksparlament hat für eine Klage gegen den Senat gestimmt. Das Bezirksamt will jetzt prüfen, ob die möglich ist.

Der Streit um den Zaun rund um den Görlitzer Park hat die nächste Stufe erreicht. Die Bezirksverordneten haben das Bezirksamt aufgefordert, gerichtlich gegen die Pläne der Senatsumweltverwaltung vorzugehen. Auf den gemeinsamen Antrag „Klage gegen Görli-Schließung“ hatten sich SPD, Grüne und Linke verständigt. Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) stimmte dem Antrag auf ihrer März-Sitzung mit 31-Ja-Stimmen mehrheitlich zu. CDU und AfD votierten dagegen.

Ob das Bezirksamt wirklich klagt, will man nun prüfen. Bürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne) blieb in der BVV-Sitzung mit konkreten Ankündigungen zurückhaltend. „Wir müssen uns das ganz genau anschauen.“ Man folge aber der Beschlusslage in der BVV. Das Bezirksamt hatte der Senatsumweltverwaltung am 7. März mitgeteilt, dass man dem Auftrag zum Zaunbau nicht folgen werde, informierte Herrmann. „Schauen wir mal, wie es jetzt weitergeht.“

"Zaun-Unsinn" soll gestoppt werden

Die BVV-Mehrheit machte ihrem Ärger über den Zaun noch einmal kräftig Luft. Die Schließung des Görlitzer Parks sei „gegen die Interessen der Friedrichshain-Kreuzberger:innen“ und die BVV habe sich bereits deutlich für „nachhaltige und soziale Maßnahmen und gegen den Zaunbau ausgesprochen“, heißt es in dem beschlossenen Antrag. Die Zuständigkeit liege eindeutig im Bezirk. Man sehe daher „keinen begründeten Fall, der die Entmachtung des Bezirks rechtfertigen würde“. Peggy Hochstätter (SPD) forderte erneut, diesen „Zaun-Unsinn“ aufzuhalten. „Inzwischen sollte eigentlich auch dem Senat klar sein, dass er sich auf dem Holzweg befindet.“

Man werde sich weiterhin dafür einsetzen, „dass der Park offen bleibt, für jeden und zu jeder Zeit“, betonte Pascal Striebel. Die Pläne nannte der Grünen-Fraktionschef „absurd“. Der Senat wolle zwei Millionen Euro für den Zaun ausgeben, kürze der Suchthilfe aber gleichzeitig 900 000 Euro. Die CDU verteidigte den Zaun dagegen als probates Mittel gegen die Kriminalität im Görlitzer Park und stellte sich geschlossen hinter Berlins Regierenden Bürgermeister Kai Wegner, Verkehrssenatorin Manja Schreiner (beide CDU) und hinter SPD-Innensenatorin Iris Spranger, die den Zaun bekanntlich wollen und bewerben.

Bezirke haben kein Klagerecht gegen das Land

Aufgrund der Weigerung des Bezirks hatte der Senat die Landesgesellschaft Grün Berlin mit der Planung und dem Bau der Umzäunung beauftragt. Die Anlage soll wie berichtet 1,9 Millionen Euro kosten und mindestens 17 nachts verschließbare Eingänge haben. Das Bezirksamt hatte die Zaunpläne von vornherein scharf kritisiert, Alternativen vorgeschlagen und zuletzt den Umgang des Senats mit dem Bezirksamt gerügt. Denn zuständig für die Parks und Grünanlagen sind in Berlin die Bezirke. Der Senat kann die Zuständigkeit aus bestimmten Gründen jedoch an sich ziehen, wie auch bei größeren Bauvorhaben, muss dabei aber rechtliche Vorgaben beachten.

Ob der Bezirk tatsächlich klagt, bleibt abzuwarten, denn ein Klagerecht der Bezirke gegen den Senat, also gegen das Land Berlin, gibt es eigentlich nicht. Auch muss für den Fall der Fälle geklärt werden, ob das Rechtsamt im Rathaus den Bezirk vor Gericht vertritt oder ein externer Rechtsanwalt. Letzterer kostet den Bezirk dann Geld.

Eine Klage gegen den Senat erwarten aber nicht nur die Bezirksverordneten vom Bezirksamt, sondern auch das Bündnis „Görli zaunfrei“. Dessen Sprecher David Kiefer kündigte an, „selber alle rechtlichen Mittel“ ausschöpfen zu wollen.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

53 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 224× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 186× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 571× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.163× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.