Die nächste Etappe
Drei Büros stellten ihre Planskizzen für das Dragonerareal vor
Alle scheinen sich inzwischen ziemlich lieb zu haben. An gegenseitigem Lob, auch für Politik und Verwaltung, wurde nicht gespart. Das war beim Thema Dragonerareal so nicht unbedingt zu erwarten.
Das fast fünf Hektar große Gelände zwischen Rathaus Kreuzberg und Obentrautstraße soll bebaut werden. Wie das aussehen könnte, darüber geben jetzt drei erste Entwürfe Auskunft.
Die Ausgangslage war nicht ganz einfach. Um die 500 Wohnungen sollen entstehen, außerdem mehr als 25 000 Quadratmeter Gewerbe, vorgesehen gerade auch für die schon ansässigen Unternehmen. Dazu Kultur, Kita, Jugendclub. Auch Erweiterungsbauten für die Verwaltung sind inzwischen Teil des Gesamtkonzepts.
Gelöst haben diese Aufgabe die drei Büros ganz unterschiedlich, wenn auch mit der einen oder anderen Gemeinsamkeit. So wollen alle einen mehr oder weniger durchgehenden Anbau an der Rückseite des Finanzamtes. Auch darüber, dass das Gewerbe weitgehend im nördlichen Bereich konzentriert werden soll, herrschte weitgehend Einigkeit.
Mehr Platz für's Rathaus
Die Skizze der Architekten von „Ifau“ orientiert sich an der ehemaligen Kasernenbebauung. Die Gebäude sind maximal sieben Etagen hoch. Höher, nämlich bis zu 13 Etagen, soll es bei den Planern von „Robertneun“ gehen. Bei „SMAQ“ fällt das kompakte Wohnquartier auf, Ebenso wie ein avisierter Büroturm an der heutigen Kreuzung Mehringdamm/Obentraut- und Blücherstraße.
Mitbedacht wurde auch jeweils der vorgesehene Ausbau des Rathauses Kreuzberg, ob durch einen direkten Anbau oder ein Solitärgebäude. Ein Mehr von etwa 7000 Quadratmetern wünscht sich das Bezirksamt. Das Gesamtvolumen der Dragonerareal-Bruttogeschossfläche wird mit rund 85 000 Quadratmetern angegeben.
Die Planskizzen markieren ein weiteres Etappenziel. Erreicht worden ist es anscheinend, Stichwort gegenseitiges Lob, im Einvernehmen mit den zahlreichen Beteiligten.
Beim Dragonerareal handelt es sich um ein Modellprojekt, was auch Staatssekretär Sebastian Scheel (Linke) herausstrich, der von einer "Kooperation auf Augenhöhe" sprach. Land und Bezirk, die Wohnungsbaugesellschaft WBM, aber auch zahlreiche Initiativen und sogenannte Akteure der sogenannten Zivilgesellschaft sind beteiligt.
Protest gegen Verkauf an privaten Investor
Das resultiert aus der Vorgeschichte. Die Fläche befand sich bis vor kurzem im Besitz des Bundes. Dessen Immobiliengesellschaft BImA wollte sie zwei Mal zum Höchstpreis an private Investoren verkaufen. Dagegen regte sich Protest, der schließlich auch von der Politik aufgenommen wurde. Nach Vorstoß von Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) verweigerte der Bundesrat 2016 die Zustimmung zu einem Verkauf. Gleichzeitig bemühte sich Berlin darum, die Fläche in den eigenen Bestand zu bekommen. Begründet wurde das mit der eigenen Daseinsvorsorge. Etwa dem Bau von vor allen preisgünstigen Wohnungen. Initiativen meldeten ebenfalls Ansprüche an. Ohne ihren Protest wäre das Gelände nicht gesichert worden, machten sie geltend. Sie hatten und haben gleichzeitig viele Ideen, was dort passieren könnte, von Freiräumen bis zur Erinnerung an das historische Erbe des Dragonerareals. Und nicht zu vergessen die vorhandenen Gewerbetreibenden, die um ihren Weiterbestand kämpften. "Wir haben uns schon seit 2015 für das Gebiet eingesetzt", erinnerte ihre Sprecherin Pamla Schobeß. Auch für den Wohnungsbau. Selbst auf die Gefahr hin, dass das ein "Damoklesschwert" werden könnte.
Die verschiedene Interessen sollten in einem breiten Beteiligungsverfahren gebündelt werden, in Gremien unter Einschluss zahlreicher Akteure, unterfüttert durch eine im Juni unterzeichnete Kooperationsvereinbarung.
Inhaltliche Ergebnisse gab es in mehreren Werkstattverfahren, auch die Prämissen für die jetzt vorliegenden Entwürfe. Sowohl Wohnen, als auch Arbeiten müsse berücksichtigt werden. Es soll schon deshalb ein buntes Quartier entstehen. Von der "Kreuzberger Mischung" war in diesem Zusammenhang die Rede, am besten baurechtlich verankert als "urbanes Gebiet".
Entwürfe liegen im Stadtplanungsamt aus
Die Planskizzen sind dafür die Grundlage, aber noch nicht das letzte Wort. Nach ihrer Präsentation können jetzt Anmerkungen und Einwände vorgebracht werden. Dazu gibt es in den kommenden Wochen einige Möglichkeiten. Außerdem liegen die Entwürfe vom 13. November bis 13. Dezember im Rahmen der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung im Stadtplanungsamt, Rathaus Kreuzberg, Yorckstraße 4-11, Zimmer 507, aus. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag, 7.30 bis 16, Freitag, 7.30 bis 13 Uhr.
Am 19. Dezember soll ein Gesamtkonzept stehen, im Januar die Grundlage für das Bebauungsplanverfahren. Eine Präsentation dazu ist am 28. Januar vorgesehen. Ziel ist ein Baubeginn im Herbst 2021.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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