Hilfe für Otto-Suhr-Siedlung: Bewohner befürchten Verdrängung durch Modernisierung

Unübersehbarer Protest: Bewohner der Otto-Suhr-Siedlung wehren sich in der BVV gegen die Modernisierungspläne der Deutschen Wohnen. | Foto: Thomas Frey
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Kreuzberg. Geschätzt knapp 100 Mieter aus der Otto-Suhr-Siedlung füllten am 8. Februar die Zuschauertribüne der Bezirksverordnetenversammlung (BVV).

Der Anlass für den Besuch: Viele Bewohner befinden sich in einer Auseinandersetzung mit der "Deutschen Wohnen", der Eigentümerin der meisten Gebäude in der Gegend rund um die Oranienstraße.

Die Deutsche Wohnen führt dort energetische Modernisierungen durch. Teilweise haben die bereits stattgefunden, teilweise werden sie aktuell geplant. Die Kosten dafür werden auf die Miete aufgeschlagen, was Steigerungen bis zu 40 Prozent bedeuten kann. Für viele Bewohner sei das nicht zu bezahlen, Verdrängung wäre die Folge, machten Sprecher der Mieter deutlich.

Genau das, so der Vorwurf, wolle die Deutsche Wohnen auch erreichen. Die energetische Sanierung nutze sie dabei als Hebel. Die Mieter haben deshalb Zweifel, ob die Umbauten in diesem Umfang überhaupt nötig sind und wirklich zu entsprechenden Energieeinsparungen führen. Sie verweisen dabei auf ähnliche Investitionen in den Gebäuden der Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM). Sie hätten dort nur zu einer elfprozentigen Mieterhöhung geführt. Verlangt wird deshalb ein unabhängiges Gutachten.

Außerdem verknüpfen sich einige Hoffnungen mit dem Status eines Milieuschutzgebiets. Das hat der Bezirk im September 2016 auch für dieses Quartier auf den Weg gebracht. Bis zur endgültigen Festsetzung werde es aber rund ein Jahr dauern, sagte Baustadtrat Florian Schmidt (Bündnis 90/Grüne). Allerdings könnten ebenso lange Anträge auf Modernisierung zunächst zurückgestellt werden. Das bedeutet, bei Gebäuden, die noch nicht saniert wurden, besteht zumindest die Chance, dass die Arbeiten dort nicht in der bisher geplanten Form stattfinden. Bei einem Milieuschutzgebiet gibt es Vorgaben für Umbauten.

Unter anderem zu einer "sehr kritischen" Prüfung hat auch die BVV das Bezirksamt einstimmig aufgefordert. Erklärtes Ziel müsse sein, die Verdrängung von Bewohnern zu verhindern und zu gewährleisten, dass preiswerter Wohnraum erhalten bleibt, heißt es außerdem in der von der Fraktion Bündnis 90/Grüne initiierten Antrag. Auch die Forderung nach einem Gutachten wurde dort aufgenommen. Das Bezirksamt soll eine solche Studie in Auftrag geben, wenn Zweifel aufkommen, ob die bisher von der Deutschen Wohnen beigebrachten Gutachten tatsächlich objektiv erstellt wurden und den rechtlichen Anforderungen genügen. Ebenso soll es in der ehemaligen Bona-Peiser-Bibliothek an der Oranienstraße eine vom Bezirk finanzierte Mieterberatung geben. tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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