Investor stellt seine Pläne für das Gelände der Bockbierbrauerei vor
Kreuzberg. Nicht nur der Weinhändler, sondern auch andere bisherige Nutzer sind inzwischen ausgezogen. Andere, wie das Theater Thikwa oder das Archiv der Jugendkulturen sind noch da. Und sollen auf dem Gewerbequartier der einstigen Bockbierbrauerei an der Fidicinstraße bleiben.
Auch künftig soll hier ein Platz ausschließlich für Produktion, Dienstleistung und Geschäft sein, fand zumindest bisher der Bezirk. Jürgen Leibfried, dessen Immobilienfirma Bauwert das Areal 2015 gekauft hatte, hatte zunächst anderes vor. Er wollte aus dem bereits in den 1920er Jahren aufgegebenen Bierproduktionsstandort ein Wohnviertel machen. Die Lösung könnte auf einen Kompromiss hinauslaufen.
Investor Leibfried präsentierte am 18. Oktober im Stadtplanungsausschuss seine modifizierten Pläne. Demnach soll es jetzt einen ungefähr gleich großen Anteil zwischen Wohnen (14 0000 Quadratmeter) und Gewerbe (15 000 Quadratmeter) geben. Das beinhalte auch einen Bestandsschutz für viele, jetzt noch vorhandene Mieter. Dass andere, mehr oder weniger sanft schon verdrängt wurden, bestritt der Bauwert-Chef zwar. Aber ja, manche Mietverträge seien nicht verlängert worden, weil dort neu gebaut werden soll:
ein Bürogebäude ebenso wie knapp 200 Wohnungen. 40 davon errichtet die kommunale Gesellschaft Howoge in einem eigenen Block. Sie sollen im Preisbereich um 6,50 Euro nettokalt pro Quadratmeter angeboten werden.
Bei Leibfried Mietobjekten wird sich der Preis wahrscheinlich zwischen neun und zwölf Euro bewegen, wobei sein Schwerpunkt auf Eigentumsappartements liegt. Mehr als 100 seiner 140 bis 150 geplanten Wohnungen sollen Käufern angeboten werden.
Wohnen und Arbeiten an einem Ort sei gerade hier eine vernünftige Lösung und ergebe die typische "Kreuzberger Mischung".
Neben dem Verbleib von Thikwa und dem Archiv der Jugendkulturen wurde, wenn auch eher nebenbei das mögliche Einrichten eines Museums für den Kreuzberger Maler Kurt Mühlenhaupt (1921-2006) erwähnt. Teile der Kellergewölbe sollen in Erinnerung an die dort Ende des zweiten Weltkriegs festgehaltenen Zwangsarbeiter zu einem Gedenkort werden.
Parallel zu dieser Ideenfindung, bei der der Investor auch mit dem Stadtplanungsamt Rücksprache hielt, hatte Baustadtrat Florian Schmidt (Bündnis90/Grüne) eine weitere Expertise angefordert. Sie sollte sich mit einer reinen Gewerbenutzung auf dem Bockbiergelände beschäftigen und wurde von einer Gruppe um Andreas Krüger, einst federführend bei der Entwicklung des heutigen Aufbau-Hauses am Moritzplatz, erstellt. Deren Ergebnis: Allein darauf zu setzen, wäre eine Möglichkeit, schon weil manche Angebote nicht nur im Nahversorgungsbereich in der Umgebung nur spärlich vorhanden seien.
Allerdings müsste es einen starken Ankermieter geben. Und natürlich hänge ein ausschließliches Gewerbekonzept von der Zustimmung des Eigentümers ab. In diesem Zusammenhang stand die Frage im Raum, ob das Land Berlin das Grundstück nicht einfach kaufen könnte.
Die Erkenntnisse von Krüger und seinen Mitstreitern wurden von einigen Rednern als wenig ergiebig abgewatscht. Leibfrieds Ausführungen fanden zwar bei SPD und CDU einige Zustimmung, Linke und Grüne reagierten dagegen zurückhaltend bis ablehnend. Diese Vorstellungen könne man "in die Tonne drücken", so die Einschätzung der Grünen Jutta Schmidt-Stanojevic.
Konkrete Beschlüsse zur Entwicklung des historischen Geländes wurden dann auch erst einmal vertagt. Wie die Zukunft der Bockbierbrauerei aussehen wird, soll aber noch 2017 geklärt werden. tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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