Prominenter Protest
Künstler kämpfen um die Muskauer Straße 24

Die Nutzer der Muskauer Straße 24 erhalten eine Menge Solidarität. | Foto: Thomas Frey
  • Die Nutzer der Muskauer Straße 24 erhalten eine Menge Solidarität.
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Die Geschichte ähnelt vielen ähnlichen, die sich aktuell nicht nur in Friedrichshain-Kreuzberg abspielen. Für Gewerberäume sollen die Nutzer künftig weitaus mehr Miete bezahlen und haben dagegen wenig Handhabe.

So auch bei der Muskauer Straße 24. Ihnen würden Erhöhungen von bis zu 300 Prozent ins Haus stehen, sagen die dortigen Betroffenen. Was sie allerdings von vielen anderen unterscheidet: Sie haben viele prominente Unterstützer.

Rund 150 meist bekannte Namen vor allem aus der Kulturszene haben sich ihrem Protest angeschlossen: vom Dirigenten Daniel Barenboim über Regisseur Frank Castorf, Autor Durs Grünbein, Schauspielerinnen und Schauspieler wie Corinna Harfouch, Jenny Schily und Clemens Schick, Filmemacher Dani Levy bis Maxim-Gorki-Intendantin Shermin Langhoff, die auch als Nachbarin zeichnet.

Sie stehen unter einem Brief, der nicht nur an den Eigentümer der Immobilie ging, sondern auch an die Politik. Adressaten waren der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) und die Senatorinnen und Senatoren Ramona Pop (Bündnis90/Grüne), Klaus Lederer und Katrin Lompscher (beide Linke) sowie Friedrichshain-Kreuzbergs Bürgermeisterin Monika Herrmann und Baustadtrat Florian Schmidt (jeweils Grüne). Die Forderung: endlich einen wirksamen Milieuschutz auch für das Klein- sowie das soziokulturelle Gewerbe. Berlin dürfe die politische Verantwortung nicht weiter einfach an den Bund delegieren, sondern robuste Zwischen- und Umgehungslösungen erarbeiten. Und was den Eigentümer betrifft: Er soll seiner Verantwortung nach Artikel 14, Absatz 2 des Grundgesetzes gerecht werden. "Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen", heißt es dort.

Der geballte Einsatz hat mehrere Gründe. Das Ensemble Muskauer Straße 24 ist eine der bekanntesten Adressen für Künstler, Gründer und Projekte. Es gibt dort mehrere Ateliers, teilweise auch gefördert im Rahmen des Berufsverbandes bildender Künstler (bbk). Dazu weitere Werkstätten sowie das Social Impact, eine Startrampe für viele Unternehmen in diesem Bereich. Mancher heute Prominente hatte ebenfalls irgendwann einmal mit diesem Standort zu tun. Auch so ist die große Solidarität zu erklären.

Festgemacht wird das vor allem am Namen Heiner Müller. Der 1995 gestorbene Dramatiker verfasste in den letzten Jahren seines Lebens im Hinterhof der Muskauer Straße 24 seine letzten Arbeiten. Seine Tochter ist bis heute dort ansässig. Das Objekt ist deshalb auch ein Ort Berliner Literaturgeschichte.

Ob das alles ausreicht, um die verlangten Mietsteigerungen zu verhindern, bleibt abzuwarten. Rein rechtlich gibt es dagegen kaum Eingriffsmöglichkeiten. Anders als bei Wohnungsnehmern im Bestand, denen die Miete nur in bestimmten Größenordnungen erhöht werden kann und deren Vertrag in den meisten Fällen nicht befristet ist, gilt für Gewerbeimmobilien in der Regel: Ihr Kontrakt läuft einige Jahre und kann danach mehr oder weniger grenzenlos angehoben werden. Um das zu ändern, hat das Land Berlin inzwischen eine Initiative im Bundesrat gestartet. Ob sie überhaupt Erfolg hat und wenn ja wann, wird sich deshalb sicher nicht in Kürze entscheiden. Die Künstlerunterstützung sorgt dafür, dass das Problem erneut sichtbar wird. Auch im Interesse von anderen betroffenen Gewerbetreibenden.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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