"Familienfreundliche Architektur"
Landesdenkmalamt stellt Warhaftig-Wohnhaus unter Schutz

Das Wohnhaus in Kreuzberg.  | Foto: Landesdenkmalamt
  • Das Wohnhaus in Kreuzberg.
  • Foto: Landesdenkmalamt
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Das Landesdenkmalamt hat das Wohnhaus von Myra Warhaftig unter Denkmalschutz gestellt. Es ist das einzige Haus, das je nach den Entwürfen der Architektin gebaut wurde.

Das Mietshaus ist von eher unauffälliger Gestalt. Es steht nicht weit weg vom Potsdamer Platz in der Dessauer Straße 38 und gehört der Degewo. Gebaut wurde es 1993 als eines der vielen Projekte rund um die Internationale Bauausstellung (1987) in Berlin. Entworfen hat es die Deutsch-Israelin Myra Warhaftig. Die Architektin und engagierte Bauforscherin hat selbst nicht viel gebaut. Das Haus in Kreuzberg ist ihr einziges geblieben. Ihre ungewöhnlichen Grundrisse der Wohnungen, ganz ohne Korridore und mit einer "Wohn-Raum-Küche", die von gleichgroßen Individualräumen, Loggien und Wintergärten umgeben ist, erprobte Warhaftig auch persönlich. Sie wohnte bis zu ihrem Lebensende 2008 in einer Wohnung in dem von ihr entworfenen Haus.

Das steht jetzt unter Denkmalschutz: als "konsequente Umsetzung" von Warhaftigs langjährigen Studien und Überlegungen einer "feministischen und familienfreundlichen Architektur", begründet das Landesdenkmalamt. Das Wohnhaus sei ein in Berlin einzigartiger Beitrag zum frauen- und geschlechtergerechten Bauen, der heute so aktuell sei wie zur Zeit seiner Entstehung, so Berlins oberster Denkmalschützer, Christoph Rauhut. "Es zeigt uns anschaulich, dass Architektur vom Städtebau bis in die Grundrisse hinein ein hohes gestalterisches und soziales Potenzial hat."

Myra Warhaftig stammt aus einem bürgerlich-liberalen Elternhaus. Sie hat in Haifa Architektur studiert und kam nach einem mehrjährigen Arbeitsaufenthalt in Paris 1963 nach Berlin. Warhaftig war zwei Mal verheiratet und am Ende doch alleinerziehende Mutter. Auch aus dieser Erfahrung heraus setzte sie sich für die Verbesserung des Alltags vieler Frauen in der Bundesrepublik ein, argumentierte für "familiengerechte" Wohnungen und machte den wechselnden Wohnungsbauministern Reformvorschläge für den sozialen Wohnungsbau. Ihre Forschungen über emanzipatorische Wohnformen veröffentlichte die Architektin 1982 als Dissertation. Bekannt sind auch Myra Warhaftigs Forschungen über das Leben und die Werke jüdischer Architekten in Deutschland, die nach 1933 ins Exil mussten, die verfolgt und ermordet wurden.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

52 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 535× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 820× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 799× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.181× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.