Nachdenken bis Frühjahr: Noch keine Entscheidung zur Bockbrauerei

Manche Gewerbebetriebe haben das Gelände der Bockbrauerei inzwischen verlassen. Zum Beispiel die Weinhandlung, die in diesem Gebäude ansässig war. Für andere Nutzer, etwa das Theater Thikwa oder das Archiv der Jugendkulturen, gibt es dagegen eine Bestandsgarantie. | Foto: Thomas Frey
  • Manche Gewerbebetriebe haben das Gelände der Bockbrauerei inzwischen verlassen. Zum Beispiel die Weinhandlung, die in diesem Gebäude ansässig war. Für andere Nutzer, etwa das Theater Thikwa oder das Archiv der Jugendkulturen, gibt es dagegen eine Bestandsgarantie.
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von Thomas Frey

Gestritten wurde mehr als zwei Stunden. Obwohl schnell feststand, dass das Thema an diesem Abend ohnehin nicht zum Ende kommen würde.

Bei seiner letzten Sitzung in diesem Jahr beschäftigte sich der Stadtplanungsausschuss ein Mal mehr mit der Zukunft der Bockbrauerei. Und wird es auch 2018 tun. Denn das wichtigste Ergebnis des Abends war eine zusätzliche Frist, um sich über das weitere Vorgehen im klaren zu werden. Voraussichtlich bis März soll das dauern.

Die schon mehrfach beschriebene Ausgangslage: Der Investor, die Bauwert AG, wollte das bisherige Gewerbequartier ursprünglich in ein neues Wohnviertel umwandeln. Inzwischen hat er sich auf einen Kompromiss eingelassen. Auch weil ihm durch eine, aktuell noch einmal bestätigte, Veränderungssperre Daumenschrauben angelegt wurden. Etwa zur Hälfte Wohnen und Gewerbe, lautet jetzt das Angebot. Eine Mehrheit im Ausschuss hielt das bei der Sitzung im November zumindest für eine Verhandlungsgrundlage. Nicht so die Grünen, die weiter auf den Betriebs-, Dienstleistungs- und Kulturstandort bestanden. Das Für und Wider wurde deshalb erneut in allen Facetten durchgekaut. Es ging um die Frage, wie viele Einwirkungsmöglichkeiten der Bezirk noch hat, wenn er jetzt beisteuert. Darum, wie hieb- und stichfest manche Versprechen sind, die der Investor in einem Schreiben gemacht hat und wie sie rechtssicher unterfüttert werden können. Und nicht zuletzt darum, was auf dem Grundstück gewünscht ist.

Für viele anwesenden Anwohner war die Sache klar. Auf keinen Fall zusätzliche Wohnungen. Sie befürchten Mietsteigerungen und Verdrängung, auf jeden Fall ein Einschränken ihrer Lebensqualität. Die Morgensonne, an der er sich bisher noch erfreue, könne er dann über ein Großteil des Jahres nicht mehr sehen, klagte ein Nachbar.

Auch die Zukunft der 20 Keller auf dem Gelände war erneut Thema. Dort waren zum Ende des Zweiten Weltkriegs mehrere hundert Zwangsarbeiter untergebracht. Die Bauwert will einige der Verliese erhalten und zu einer Gedenkstätte ausbauen. Andere dagegen abreißen.

Alle müssten bleiben, verlangt eine Initiative. Dass das nicht vorgesehen sei, zeige den unsachgemäßen Umgang des Investors mit der Geschichte.

Manche dieser Räume könnten schon wegen Schimmelbefall gar nicht genutzt werden, konterte Bauwert-Chef Jürgen Leibfried. Und im Übrigen würden sie jetzt zum ersten Mal überhaupt einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Mehr als 70 Jahre habe sich niemand dafür interessiert. Da waren die Keller unter anderem Getränkelager. Leibfried bekräftige auch, dass er nicht nur in diesem Fall zu seinen Zusagen stehe.

Die zumindest zu prüfen und vielleicht sogar erste Abmachungen auf den Weg zu bringen, sei wiederum Aufgabe des Bezirksamtes, namentlich des verantwortlichen Stadtrats, moserte der SPD-Bürgerdputierte Volker Härtig. Der glänze aber durch "Arbeitsverweigerung".

Er könne und dürfe schon rechtlich gar keine Vorgaben machen, was dort konkret passieren soll, konterte der attackierte Baustadtrat Florian Schmidt (Bündnis 90/Grüne). Lediglich die allgemeinen Ziele könnten durch einen Bebauungsplan festgelegt werden.

Von Schmidt kam aber auch der Vorschlag eines weiteren Nachdenkens, für den sich außer die Grünen auch die Linken erwärmen konnten. Ob die unterschiedlichen Ziele in den kommenden Monaten unter einen Hut gebracht werden können, bleibt abzuwarten.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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