Baustart für Neue Bockbrauerei
Stadtquartier soll bis Mitte 2026 stehen
Für die Neue Bockbrauerei im Bergmannkiez kam jetzt der Grundstein in den Boden. Dort baut die Bauwert AG bis Ende 2026 ein neues Stadtquartier. Dem Bauprojekt ging ein zähes Ringen um gemeinwohlorientierte Nutzungen voraus.
In der Hauptstadt werben finanzkräftige Investoren für ihre Bauprojekte gern mit der „Berliner Mischung“. Die meint das dichte Nebeneinander von Wohnen, Gewerbe und Produktion innerhalb eines Stadtblocks. Gelegentlich wird dazu auch „Kreuzberger Mischung“ gesagt. So ein Stadtquartier zieht die Bauwert AG gerade mitten im Bergmannkiez hoch und zwar auf dem Gelände der historischen Bockbrauerei an der Fidicinstraße und Schwiebusser Straße. Dort, unweit des Kreuzbergs und des Tempelhofer Feldes, entstehen 130 hochpreisige Eigentumswohnungen, 90 teils geförderte Mietwohnungen, Studentenapartments, eine Kita und ein Bürohaus. Auch Gastronomie und lokales Gewerbe sollen dort bis Ende 2026 einziehen. Dieser breite Mix, für den jetzt der Grundstein gelegt wurde, schafft laut Bauwert „ein natürliches Flair und angenehmes Wohn- und Arbeitsumfeld.“ Die Vermarktung der Eigentumswohnungen hat bereits begonnen.
Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD) sprach von „einem Mehrwert“ für die Stadt. Bei neuen Quartieren müssten Wohnen, Freizeit, Sport, Kultur und Arbeit heute immer mitgedacht werden. Laut Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) werden in dem neuen Quartier „alle Bedürfnisse des Bezirks vereint“: Arbeiten, barrierefreies Wohnen, Kitaplätze und Wohnraum für Studenten. Es stärke den Bezirk als Wohnstandort und als Ansiedlungsort für kulturelle Einrichtungen und Gewerbe. „Dies ist möglich“, so Schmidt, „weil sich der Eigentümer entschieden hat, gemeinwohlorientierte Nutzungen im ehemaligen Schankhaus dauerhaft abzusichern.“
Dieser Entscheidung waren allerdings zähe Verhandlungen mit dem Vorstand der Bauwert-Aktiengesellschaft vorausgegangen. Denn der Bezirk drängte seit dem Projektstart 2016 auf die Kreuzberger Mischung statt auf Luxuswohnbauten. Außerdem musste sich die Bauwert verpflichten, Teile der Kelleranlagen als Gedenkorte zu sichern und instand zu setzen. In der Brauerei sollen zwischen Januar und Februar 1945 Zwangsarbeiter „beschäftigt“ worden sein. Kritik zum Bauvorhaben kam auch aus dem Kiez. Vor allem wegen des „rücksichtslosen Bauverhaltens“. So stürzte laut Anwohnern im Juli 2022 bei Abrissarbeiten eine Ziegelmauer auf den Hinterhof eines Nachbargrundstücks und zerstörte Terrassenmöbel. Im Februar 2023 verhängte die Bauaufsicht kurzzeitig einen Baustopp auf dem Gelände. Nachbarn hatten zuvor berichtet, dass bei Erdarbeiten die Wände ihrer Wohnungen gewackelt hätten.
Die Bockbrauerei war 1839 die erste Berliner Brauerei, die Bier im sogenannten untergärigen Brauverfahren herstellte. Georg Leonhard Hopf, wie der damalige Besitzer tatsächlich hieß, hatte Mitte der 1920er Jahre schneller als andere erkannt, dass sich mit dem „Baierischen Bier“ in Berlin Geld machen lässt. Die Brauerei mit Gartenlokal war damals ein beliebtes Ausflugsziel der Berliner.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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