Wie soll es auf dem brachliegenden Baufeld Möckernkiez weitergehen?
Dabei gilt das Vorhaben an der Ecke Möckern- und Yorckstraße als ein Vorzeigeprojekt. 400 Wohnungen sollen hier entstehen, dazu eine Kita sowie Räume für weitere Nachbarschaftseinrichtungen.
Viele Fürsprecher im Bezirk hatte das Projekt aber vor allem deshalb, weil dort statt eines Immobilieninvestors eine Genossenschaft am Werk ist. Die Genossen von der Möckernkiez-Initiative versprachen nicht nur hohe soziale und ökologische Standards, sondern auch Wohnungen zu erschwinglichen Preisen. Jeder könne sich hier um eine Bleibe bemühen. Der Quadratmeterpreis für eine Eigentumswohnung wurde zunächst auf etwas mehr als 2000 Euro taxiert. Dieses Versprechen lässt sich aber inzwischen nicht mehr halten. Jetzt ist von 3000 Euro die Rede. Aber erst muss es überhaupt einmal weitergehen.
Denn die Banken waren von dem Vorhaben anscheinend nicht durchgehend überzeugt - was zum Baustopp vor mehr als einem halben Jahr führte. Auch schien der Umfang des Projekts den bisherigen Vorstand zu überfordern. Zumindest hinterließ der Auftritt der beiden neuen Verantwortlichen am 13. Mai im Stadtplanungsausschuss diesen Eindruck.
Seit Januar arbeiten Karoline Scharpf, zuständig für das Projektmanagement, und Frank Nitsche als kaufmännischer Leiter daran, die Probleme in den Griff zu bekommen. Das Vorhaben werde jetzt an einen Generalunternehmer übergeben, erklärten sie. Auch mit den Banken hätte es inzwischen mehrere Gespräche gegeben. Mit welchem Ergebnis, blieb einigermaßen vage. Nur so viel: Der Bau eines geplanten Hotels soll auf Anraten der Kreditinstitute von einem externen Investor realisiert werden. Gleichzeitig betonten die beiden Obergenossen, dass es am bisherigen Konzept keine Abstriche geben werde. "Wir sind der Meinung, dass wir es wuppen werden", sagte Frank Nitsche.
Ein Satz, der für Lothar Jösting-Schüßler (Linke) den aktuellen Stand in Sachen Möckernkiez ganz gut auf den Punkt bringt. Denn er klingt vor allem nach Prinzip Hoffnung. Deshalb war er auch mit den eher kryptischen Aussagen der beiden Vorstände wenig zufrieden. "Welche Probleme gibt es derzeit bei den Verhandlungen mit den Banken?", wollte er unter anderem wissen. Auch, darüber, wer der Generalunternehmer ist und ob es inzwischen Kontakt zu städtischen Wohnungsbaugesellschaften gegeben habe, hätte er gerne Auskunft gehabt. Und natürlich zur Gretchenfrage: "Gibt es einen Plan B, wenn Sie es nicht schaffen?"
Das Insistieren des Linken fanden wiederum vor allem die SPD-Mitglieder im Ausschuss unziemlich und politisch motiviert. Ob er wirklich wolle, dass hier ein privater Bauentwickler einsteigt und die Genossen ihre Anteile verlieren? Für die Sozis bleibt deshalb die bisherige Konstruktion alternativlos. Und viele Antworten, die Jösting-Schüssler erwarte, gehörten ohnehin nicht in die Öffentlichkeit. Andere Investoren würden nach ihrer Baugenehmigung auch nicht mehr gelöchert.
Einen Ball, den Frank Nitsche dankbar aufnahm. Zum Generalunternehmer könne er natürlich nichts sagen, weil der dann schon im Vorfeld verbrannt wäre. Mit Wohnungsbaugesellschaften sei man im Gespräch gewesen, mit einer noch immer. Aber die würden nicht zuletzt auf das Gelände schielen, ließ er durchblicken. Und es existiere kein Plan B, höchstens ein Plan Z. Das will wohl heißen, die Segel werden erst gestrichen, wenn es wirklich keinen Ausweg mehr gibt.
Es gehe ihm gar nicht darum, das Projekt madig zu machen, verteidigte sich Lothar Jösting-Schüßler. "Ich habe da aber ein großes Fragezeichen." Schon als Anwohner frage er sich, ob da vielleicht eine Bauruine bleibe. Seinen zuvor geäußerten Vorwurf, das ganze Vorgehen sei einigermaßen obskur, nahm er dagegen zurück.
Eine, wenngleich ebenfalls eher vage Angabe gab es noch zur aktuellen Zeitplanung: Im Sommer könnte es mit dem Bau weitergehen. Vorausgesetzt natürlich, die Finanzierung steht einigermaßen.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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