Wohnkarrée für mehr als sieben Millionen Euro versteigert
Die Bewohner machten sich im und vor allem vor dem Saal eines Hotels an der Lietzenburger Straße bemerkbar. "Wer in Kreuzberg kauft, kauft Ärger", war einer ihrer Slogans.
Einige Bieter ließen sich davon aber nicht abschrecken. Unter ihnen auch solche, die per Telefon mitsteigerten. Das höchste Gebot ging ebenfalls fernmündlich ein: 7,16 Millionen Euro. Für diese Summe wechselte das Karrée Eisenbahnstraße 2-3 sowie Muskauer Straße 10 bei dieser Auktion am 14. Dezember den Besitzer. Die Summe lag damit fast zwei Millionen über dem Mindestgebot von 5,2 Millionen. Und schon das hatte bei den betroffenen Mietern große Befürchtungen geweckt.
Wie bereits berichtet, sehen auch sie sich als Opfer des Spekulationsmonopoly. Erst recht die jetzt erzielte Kaufsumme lasse sich nur durch Eigentumswohnungen oder massive Mietsteigerungen in Zusammenhang mit Luxusmodernisierung amortisieren, befürchten sie. Die Mieter hatten deshalb schon im Vorfeld für ihr Anliegen getrommelt.
In den Häusern gibt es 38 Wohnungen und sieben Gewerbeflächen. Ihre erst Hoffnung: Vielleicht findet sich in gemeinnütziger Bieter, etwa eine Stiftung, die das Objekt ersteigert. Jetzt wird vor allem auf ein Eingreifen des Bezirks gesetzt. Denn auch die Eisenbahn- und Muskauer Straße befinden sich in einem Milieuschutzgebiet. Das heißt, es gibt einige Eingriffmöglichkeiten der öffentlichen Hand, mit dem schärfsten Schwert, dem Vorkaufsrecht. Ob das in diesem Fall ebenfalls angewendet werden kann, will Baustadtrat Florian Schmidt (Bündnis 90/Grüne) jetzt prüfen lassen.
Um das Vorkaufsrecht zu verhindern, könnte sich der Käufer auf eine Abwendungsvereinbarung einlassen. Die würde allerdings ebenfalls einige Daumenschrauben bedeuten. In solchen Fällen verlangt der Bezirk normalerweise für einen längeren Zeitraum, dass eine Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen verboten wird, ebenso sind Sanierungen über den üblichen Standard hinaus untersagt.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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