Geschult für die Rückkehr
Deutsch-ukrainische Begegnungsschule gestartet
Berlin hat eine deutsch-ukrainische Begegnungsschule. Schüler können sich dort auf die deutschen und ukrainischen Abschlüsse vorbereiten. Der Schulversuch startete mit einer Vorbereitungsphase an der Aziz-Nesin-Grundschule in Kreuzberg und der Helene-Lange-Schule in Steglitz.
Rund 7000 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine lernen mittlerweile an Berliner Schulen. Meist in Willkommensklassen, bis ihr Deutsch gut genug ist, um in eine Regelklasse zu wechseln. Wann sie in ihr kriegszerstörtes Heimatland zurückkönnen, ist unklar. Ein laut Senat bundesweit einmaliges Bildungsprojekt will sie darauf vorbereiten, ihnen aber auch in Deutschland eine Perspektive geben: mit der deutsch-ukrainischen Begegnungsschule.
Schulabschlüsse für beide Länder
Dort werden die Schüler ab der ersten Klasse mit ukrainischem und deutschem Unterrichtsmaterial und auch in beiden Sprachen unterrichtet. So sollen sie die Schulabschlüsse in beiden Ländern erwerben können. In Berlin sind das der Mittlere Schulabschluss (MSA) und die ukrainischen Abschlüsse in den Jahrgangsstufen 9 und 11. Weil jedoch noch die Räume fehlen, beginnt der Schulversuch an zwei Schulen: an der Kreuzberger Aziz-Nesin-Grundschule mit zwei Klassen und an der Steglitzer Helene-Lange-Schule (ISS) mit vier Klassen. Insgesamt lernen dort etwa 80 Schüler in den Jahrgangsstufen 1 bis 4 sowie 7 bis 10. Wer das Abitur machen will und geeignet ist, kann später auf das Hermann-Ehlers-Gymnasium in Steglitz wechseln. Um die Schüler kümmern sich an der Begegnungsschule deutsche und neu eingestellte ukrainische Lehrer, Erzieher und Sozialarbeiter.
Nach Angaben der Senatsbildungsverwaltung wurde für den Unterricht eine spezielle Stundentafel zusammen mit dem ukrainischen Bildungsministerium in Kiew erarbeitet. Auf dem Lehrplan stehen ukrainische Sprache, Literatur, Geschichte und Recht. Unterrichtssprachen sind bei vielen Fächer Deutsch und Ukrainisch. Weil die Schule auch Begegnungsort sein will, soll es mit den deutschen Schülern gemeinsame Projekte und Lerngruppen geben.
Integration fördern
Ziel des Bildungsangebots sei es, die Integration der Schüler hierzulande zu fördern und ihnen gleichzeitig die Chance zu geben, nach Kriegsende in die Ukraine zurückzukehren, sagte Schulsenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) bei der Vorstellung des Projekts. Sie sprach von einem einmaligen neuen Ansatz: „Wir wünschen jedem Kind, dass es wieder zurückkann in die Ukraine, aber wir wissen nicht, wie lange das dauert.“ Es wäre daher ein Fehler, jetzt nicht mit der Vorbereitung zu beginnen. Zumal die Schülerzahl aus der Ukraine „von Woche zu Woche“ wachse, so Busse weiter.
Der eigentliche Schulversuch „Deutsch-Ukrainische Begegnungsschule“ startet zum kommenden Schuljahr 2023/24. Dann soll das Modellprojekt ausgeweitet werden. Der Senat hofft auf weitere Bezirke, die Interesse haben. Laut Mark Hamprecht von der Senatsbildungsverwaltung waren die Reaktionen der Schulträger bei der ersten Abfrage vor den Sommerferien „sehr zurückhaltend“.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.