Bücher aus dem Container
Else-Ury-Bibliothek hat jetzt eine Pop-up-Ausleihe
Wegen Brandschutzmängeln ist die Familienbibliothek Else Ury schon länger geschlossen. Nun gibt es im Hinterhof eine temporäre Ausleihstation. 2024 soll das sanierte Haupthaus dann wieder öffnen.
Die Familienbibliothek Else Ury ist jetzt eine Pop-up-Bücherei. Im Hof der Glogauer Straße 13 hat eine temporäre Bücherausleihe eröffnet als Alternative zum weggebrochenen Bibliotheksangebot. Denn die Familienbibliothek musste Anfang des Jahres bis auf Weiteres schließen. Im aktuellen baulichen Zustand könne die Bibliothek nicht mehr für den Publikumsverkehr öffnen, teilte das Bezirksamt damals mit. Bei einer Begehung hatte die Bauaufsicht am Gebäude massive Brandschutzmängel festgestellt. So fehlte unter anderem ein zweiter Rettungsweg.
Das Bezirksamt kündigte daher an, nach einer Lösung suchen zu wollen, um „mit bibliothekarischen Angeboten im Kiez“ präsent bleiben zu können. Diese Lösung ist nun Monate später offenbar gefunden.
„In Zeiten stark steigender Beschaffungskosten und langer Lieferzeiten ist es mit unkonventioneller Herangehensweise gelungen, auf beschränktem Raum und mit begrenztem Budget einen attraktiven Ort zu erschaffen“, sagt Bürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne).
Die Ausleihstation sitzt in einem ausrangierten Hochsee-Container. Mit der Innengestaltung war laut Bezirksamt das Kreuzberger Architektur- und Designbüro „Pragmatic Design“ beauftragt. Die Bücheregale stammen aus dem Fundus der Mittelpunktbibliothek an der Adalbertstraße. Pop-up-Standort bleibt der Hof der Glogauer Straße, bis das Haupthaus denkmalgerecht saniert ist. Öffnen soll die Bibliothek regulär dann wieder 2024. Bis dahin ist die Ausleihstation montags und donnerstags von 13 bis 18 Uhr, dienstags von 10 bis 15 Uhr und freitags von 12 bis 17 Uhr geöffnet.
Die Bibliothek ist nach der jüdischen Schriftstellerin Else Ury benannt. Die Familienbibliothek entstand zwischen 1898 und 1900 zunächst als Schule. In direkter Nachbarschaft auf der Reichenberger Straße eröffnete zeitgleich die Volksbibliothek. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieben von dem heute denkmalgeschützten Gebäude nur das ehemalige Lehrerwohnhaus und die Schulsporthalle erhalten. Auch die Volksbibliothek zerstörte der Krieg. Im September 1945 wurde die Bibliothek dann in dem Turnhallengebäude an der Glogauer Straße 13 wiedereröffnet. 1951 kam eine Freihand-Jugendbücherei hinzu. 1994 schloss die Erwachsenenbibliothek.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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