Die Hennen sind los
Erste Hühnerkita in Kreuzberg eröffnet
Kreuzberg hat seinen ersten Hühnerkindergarten. Die gackernden Mitbewohner sind aus der Domäne Dahlem in die Kita „Kenntnisreich“ eingezogen und haben zur Freude der Kinder schon 25 Eier gelegt.
Mitte Februar zog das Trüppchen Hennen ein und sorgte erstmal für gemischte Gefühle. Viele Kitakinder hatten noch nie ein echtes Huhn aus der Nähe gesehen. Ausgewachsen sind sie ziemlich groß, haben Krallen und kräftige Schnäbel. Das erschreckte und faszinierte zugleich. Doch Mayra, Tayga, Kovas und die 27 anderen Kinder haben ihre Scheu überwunden. Das Federvieh ist nämlich äußerst freundlich, frisst aus der Hand und lässt sich sogar die Federn kraulen. Wen wundert es da, dass „alle immer raus zum Stall wollen“, sagt Niklas Lange.
Der Erzieher leitet mit einer Kollegin die Kindertagesstätte „Kenntnisreich“ an der Eylauer Straße. Die hat erst vor drei Monaten in einem Vonovia-Neubau eröffnet und macht schon Schlagzeilen – als Kreuzbergs erste Hühnerkita. Denn hier werden nicht nur Kinder versorgt, sondern auch sechs Hennen. Die Blausperber wohnen draußen im Erlebnisgarten in einer Hütte mit viel Auslauf. Der Stall ist aus Kunststoff, das hält die Milben fern. Schon in den ersten zwei Tagen haben die Hennen acht Eier gelegt, inzwischen sind es 25. Dass es keinen Hahn im Hühnerstall gibt, stört keine. Dafür heißt eine Henne Raffaelo.
Die gefiederten Dauergäste ergeben durchaus Sinn. Denn der Kindergarten hat einen natur- und tierpädagogischen Schwerpunkt. „Das Konzept setzt den Fokus auf nachhaltige Bildung, auf Handwerk und landwirtschaftliche Pädagogik“, erklärt Claudia Lotz, Geschäftsführerin und Gründerin der "Kenntnisreich"-Kindertagesstätten. Zum interdisziplinären Kitateam gehört deshalb auch eine Landwirtin. Vor allem aber bereichern die Hühner den Alltag der Kinder, die gleichzeitig lernen, Verantwortung für ihre tierischen Mitbewohner zu übernehmen. Morgens lässt der Hühnerdienst die Hennen raus, tränkt und füttert sie, nachmittags treiben alle die Tiere zurück in den gesäuberten Stall. Die Kinder sammeln auch die Eier ein. Die werden in der hauseigenen Küche zu Pfannkuchen verarbeitet. Am Wochenende helfen Eltern aus, und selbst die Nachbarn bringen manchmal Futter mit. „Nicht alle Kinder können sich ein Haustier oder Urlaub auf dem Bauernhof leisten“, sagt Claudia Lotz. Warum also die Tiere nicht in die Stadt holen? „Hühner sind unkompliziert und pflegeleicht.“ Claudia Lotz hat selbst welche. Und auch die Kinder haben sie liebgewonnen. „Es sind tolle Hühner“, sagt Tayga (6). „Wir streicheln sie immer.“
Damit keiner die Hennen vermisst, wenn er mal krank ist, hat Niklas Lange eine Webcam an den Zaun gehängt. Die überträgt im Live-Stream, „was die Hühner gerade so machen“.
Federvieh haben auch die "Kenntnisreich"-Kitas im Wedding, in Zehlendorf und Blankenburg.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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