Ein Symbol der Ungewissheit
Jury kürt Siegerentwurf für das künftige Berliner Exilmuseum am Anhalter Bahnhof

Der geschwungene Gebäuderiegel von Dorte Mandrup. Dieser Entwurf wird umgesetzt.  | Foto: Foto: Dorte Mandrup Arkitekter A/S, Kopenhagen
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Hinter der Portalruine des Anhalter Bahnhofs entsteht in den kommenden fünf Jahren ein imposanter Neubau. Aus neun Entwürfen hat die Jury den geschwungenen Bogenpalast der dänischen Architektin Dorte Mandrup zum Sieger gekürt.

Etwa 500 000 Menschen flohen vor den Nazis, darunter auch berühmte Persönlichkeiten wie Thomas Mann, Albert Einstein oder Bertolt Brecht. Am Anhalter Bahnhof begann für Hunderttausende eine Reise in eine ungewisse Zukunft. Zwischen der Portalruine des kriegszerstörten und 1959 abgerissenen Anhalter Bahnhofs und dem Fußballplatz vorm Tempodrom sollen einige dieser Schicksale und Geschichten im neuen Exilmuseum Berlin erzählt werden. Es wird in dem Museum nur wenige Exponate geben. Vielmehr soll der Besucher anhand von multimedial inszenierten Einzelbiografien begreifen, was Flucht und Vertreibung bedeuten – auch heutzutage. In der Dauerausstellung soll es nicht nur um Nationalsozialismus und Holocaust gehen, sondern auch um aktuelle Vertreibung und Emigration. „Das Exilmuseum wird sich im Kern mit dem Exil nach 1933 beschäftigen, aber stets mit einem Brückenschlag ins Heute“, teilt die 2018 gegründete Stiftung Exilmuseum Berlin mit. Die Schirmherrschaft haben die Initiatorin und Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller und Alt-Bundespräsident Joachim Gauck übernommen.

Imposante Schwünge. Der Siegerentwurf von Dorte Mandrup aus Kopenhagen. | Foto: Dorte Mandrup Arkitekter A/S, Kopenhagen
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„Es ist luftig und hat diesen Schwung“, lobt Herta Müller den Siegerentwurf. Die Kopenhagener Architekten schmiegen einen gebogenen symmetrischen Gebäuderiegel um die Portalruine. Die Eingangshalle öffnet sich mit riesigen halbrunden Fensterfronten zum Bahnhofseingang. Dorte Mandrup will mit ihrer imposanten Architektur auch das Gefühl von Heimatlosigkeit und des Ungewissen aufgreifen. Im Innern symbolisieren zum Beispiel gewölbte Böden die Unsicherheit der Flüchtlinge. „Das Museum erzählt die Geschichte von ausgewählten Menschen aus dieser Zeit und ihre unglaublichen Schicksale“, sagt der Gründungsdirektor des Exilmuseums, Christoph Stölzl.

Das Haus wird auf 3500 Quadratmeter Fläche in einer Dauerausstellung diese Exilgeschichten präsentieren. Es wird auch Sonderausstellungen geben und zusätzlich einen Gastronomiebereich. Im Foyer ist ein „Raum des Ortes“ – zugänglich ohne Eintritt – geplant, in dem die Geschichte des Anhalter Bahnhofs beleuchtet wird. Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, der das Grundstück eingebracht hat, bekommt 700 Quadratmeter Fläche für Freizeit- und Kulturangebote.

Stiftung ruft zu Spenden auf

Das Museumsgebäude am Anhalter Bahnhof wird voraussichtlich 27 Millionen Euro kosten. Die Stiftung Exilmuseum Berlin ruft dafür zu Spenden auf. Der Bund hat sich bislang nicht finanziell beteiligt. Den Grundstock hat der Kunsthändler und Mitbegründer der Villa Grisebach, Bernd Schultz, mit einer Spende von sechs Millionen Euro gelegt. Schultz ist im Stiftungsvorstand und gab den Anstoß für ein Exilmuseum in Berlin.

In einer Ausstellung werden alle neun Wettbewerbsentwürfe für das künftige Exilmuseum vom 29. September bis zum 17. Oktober in der Staatsbibliothek an der Potsdamer Straße gezeigt. Alle Details zur Geschichte des Exilmuseums und den Entwürfen finden sich auch im Internet auf stiftung-exilmuseum.berlin.

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Dirk Jericho aus Mitte

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