Willige und unwillige Vollstrecker
Topographie des Terrors zeigt Ausstellung zur Rolle des Arbeitsministeriums in der NS-Zeit

Das Reichsarbeitsministerium hatte ab 1938 seinen Sitz im Europahaus am Anhalter Bahnhof. | Foto: Thomas Frey
  • Das Reichsarbeitsministerium hatte ab 1938 seinen Sitz im Europahaus am Anhalter Bahnhof.
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Verschiedene Bundesministerien haben in den vergangenen Jahren die Rolle ihrer Vorgängerbehörden im "Dritten Reich" historisch aufarbeiten lassen. So auch das Arbeitsministerium.

Das Resultat liegt jetzt in einer umfangreichen Studie vor. Daraus wurde außerdem eine Ausstellung konzipiert, die bis 8. Oktober in der Topographie des Terrors, Niederkirchner Straße 8, zu sehen ist.

Die Ergebnisse ähneln denen anderer Untersuchungen. Sie lauten kurz zusammengefasst: Auch das Reichsarbeitsministerium und damit auch viele seiner Mitarbeiter waren tief in die Verbrechen des Nationalsozialismus verstrickt. Ausnahmen, die vom mutigen Handeln einiger Beamter zeugen, bestätigen auch hier eher die Regel.

Aber anders als etwa das Auswärtige Amt, bei dem zumindest einige wichtige Repräsentanten bereits in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen angeklagt wurden, blieb ähnliches beim Arbeitsministerium aus. Dabei spielte es, sowohl in puncto Mitarbeiterzahl als auch finanziellem Budget, schon in der Weimarer Republik eine wichtige Rolle, die in der Nazizeit noch weiter wuchs.

Rekrutieren von Zwangsarbeitern

Arbeitsbeschaffung und Arbeitsvermittlung spielten schon vor 1933 eine große Rolle und dienten gerade dem NS-Staat als wichtiges Mittel zur Legitimation. Auch unter dann verschärften Bedingung, Stichwort: Zwang zur Arbeit. Und erst recht war das Ministerium nach Kriegsbeginn beim Rekrutieren von Millionen Zwangsarbeitern involviert. Gerade dieses Kapitel wurde aber nach 1945 gerne verdrängt oder vergessen. Vielmehr wurde auf die eigenen beschränkten Möglichkeiten durch Eingriffe verschiedener konkurrierender Parteistellen hingewiesen. Dass dabei aber auch die Ministerialbürokratie zum willigen Vollstrecker wurde, zeigt die Ausstellung anhand zahlreicher Beispiele. Etwa beim "Anwerben" von Arbeitskräften in den besetzten Gebieten.

Und ähnlich wie in anderen Fällen gibt es auch eine personelle Kontinuität vom Reichsarbeitsministerium zum Bundesarbeitsministerium in der Bundesrepublik. Nach und nach fanden sich dort die alten Bediensteten wieder ein. Mehr als die Hälfte der Mitarbeiter in den 1960er-Jahren waren ehemalige NSDAP-Parteimitglieder. So hoch war der Anteil zu dieser Zeit in keinem anderen Ministerium. Aber die Beamten hätten in den meisten Fällen im "Dritten Reich" nur "ihre Pflicht getan" und seien außerdem ausgewiesene Experten. So zumindest die damalige Lesart. Die Studie und die Ausstellung über das Arbeitsministerium zeigen erneut, dass solche Einschätzungen häufig mehr als zweifelhaft waren.

Geöffnet ist täglich von 10 bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei. Es gibt auch ein Begleitprogramm. Mehr Informationen unter www.topographie.de.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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