Immer wieder diese Tafel
Gedenkzeichen für Wolfgang Szepansky erneut zerstört

Das Loch in der Mauer an der Methfesselstraße, wo eigentlich die Gedenktafel sein sollte. | Foto: Thomas Frey
  • Das Loch in der Mauer an der Methfesselstraße, wo eigentlich die Gedenktafel sein sollte.
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Der Polizei ist die Tat, laut einer entsprechenden Meldung, am 10. April bekannt geworden. An diesem Tag habe ein Anwohner das Verschwinden einer Gedenktafel an der Methfesselstraße angezeigt. Den Verlust hätte er bereits etwa drei Wochen zuvor bemerkt.

Es handelt sich dabei um das erneut zerstörte Erinnerungszeichen für Wolfgang Szepanksy. Darüber hatte Kulturstadträtin Clara Herrmann (Bündnis90/Grüne) schon in der BVV am 27. März berichtet. Nach ihren Angaben sei auch Anzeige erstattet worden. Es ist innerhalb von gut vier Jahren der vierte Angriff auf dieses Gedenken.

Die erste Würdigung für Wolfgang Szepansky (1910-2008) war am 11. August 2012 an der Methfesselstraße 42 angebracht worden. Denn am 11. August 1933 hatte er dort unter anderem die Parolen "Nieder mit Hitler" und "KPD lebt" auf die Mauer der damaligen Schultheiss-Brauerei geschrieben. Dafür war er knapp ein halbes Jahr in das Konzentrationslager Columbia-Haus auf dem Tempelhofer Feld eingesperrt worden. Nach der Entlassung floh Szepansky 1934 in die Niederlande. Dort wurde er nach dem Einmarsch deutscher Truppen 1940 erneut verhaftet, an die Gestapo ausgeliefert und saß bis kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs im Konzentrationslager Sachsenhausen, dazwischen außerdem für zwei Jahre im Gefängnis in Tegel.

Seine kommunistische Herkunft brachte ihm auch in West-Berlin einige Probleme. Um die Anerkennung und Entschädigung als NS-Opfer musste er fast 20 Jahre kämpfen. Er arbeitete als Zeichenlehrer, Klubhausleiter, Maler und Autor und brachte in den 1980er-Jahren mit der Gruppe "Sorgenhobel" mehrere Schallplatten heraus. Seit 1978 bot Wolfgang Szepansky Führungen durch das ehemalige KZ Sachsenhausen an, an denen rund 40 000 Jugendliche teilgenommen haben. Außerdem organisierte er von 1980 bis kurz vor seinem Tod zusammen mit dem Verein PaperPress antifaschstsische Stadtrundfahrten durch Tempelhof.

Die erste Gedenktafel an der Methfesselstraße wurde im Februar 2015 zerstört. Gleiches passierte am 26. August 2015, nachdem sie wenige Monate zuvor, am 2. Mai, ersetzt worden war. Die dritte Tafel war dort ebenfalls nur kurz zu sehen. Am 9. Oktober 2016 wurde sie eingeweiht, bereits im Februar 2017 aus ihrer Halterung gerissen und entwendet.

Solche Taten sollten in Zukunft eigentlich durch besonders stabiles Material sowie einer festen Verankerung verhindert werden. Die zuletzt gestohlene Tafel müsse "mit entsprechendem Gerät" herausgerissen worden sein, vermutete Clara Herrmann.

Wer die Täter sind, kann zwar bisher nur vermutet werden. Dass sie aber wahrscheinlich aus dem rechtsextremistischen Spektrum kommen, scheine ziemlich naheliegend. Auffallend sei die zeitliche Nähe der Angriffe in der Methfesselstraße mit Aktivitäten der rechtsradikalen Szene in Neukölln, sagte die Stadträtin. Sie machte gleichzeitig klar: Es werde eine weitere, dann die fünfte Tafel, geben, "schon um ein Zeichen zu setzen". Wann das passiert, könne aber noch nicht gesagt werden.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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