Extreme Form der Zerstörungswut
Vandalismus in der Friedhofskapelle
Selbst die Polizei sprach von Schäden und Schmierereien "in bislang nicht bekannter Weise". Gemeint waren die Zerstörungen, die bisher Unbekannte zwischen 23. und 24. November in der Kapelle des Dreifaltigkeitsfriedhofs I am Mehringdamm angerichtet haben. Die Eingangstür, Tafeln und Schaukästen sind dabei durch den Vandalismus in Mitleidenschaft gezogen worden.
Hinterlassen haben die Verursacher auch Symbole verfassungsfeindlichen Inhalts. Nach dem, was bisher bekannt ist, weisen sie sowohl ins rechts- als auch ins linksradikale Milieu. Es könnte sich deshalb auch um mehrere Täter beziehungsweise Tätergruppen gehandelt haben, die dort wahrscheinlich zu unterschiedlichen Zeiten eingedrungen sind. Die Ermittlungen hat der Staatsschutz übernommen.
Die Kapelle ist seit 2013 ein Ausstellungsraum. Erinnert wird dort an die Familie Mendelssohn, ausgehend vom Philosophen Moses Mendelssohn (1729-1786) über sieben Generationen. Deren nach dem Urvater wahrscheinlich bekanntesten Vertreter, der Komponist Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) und seine Schwester Fanny Hensel (1805-1847), Pianistin und ebenfalls Komponistin, sind, neben weiteren Familienmitgliedern, unweit der Kapelle begraben. Die Mendelssohns stehen gleichzeitig für die deutsch-jüdische Geschichte, mit dem Tiefpunkt während der Jahre 1933-1945.
Ausstellung bleibt vorläufig geschlossen
Wegen der Schäden bleibt die Ausstellung erst einmal geschlossen. Zunächst müssten notwendig gewordene Reinigungs- und Reparaturmaßnahmen erfolgen, erklärt der evangelische Friedhofsverband Berlin-Stadtmitte. Er ist nicht nur für die letzten Ruhestätten am Mehringdamm, genaue Bezeichnung Friedhöfe vor dem Halleschen Tor, sondern auch für die anderen Begräbnisorte in Friedrichshain-Kreuzberg verantwortlich. Die Ausstellung war durch Förderung der Lottostiftung, der Mendelssohn-Gesellschaft sowie des Friedhofsverbandes realisiert worden. Sie konnte täglich besucht werden.
Die aktuelle Übergriff ist zwar die bisher extremste Form von Vandalismus, aber nicht die erste. Nach Aussage von Friedhofsverband-Geschäftsführer Tilmann Wagner hatte es zuletzt gehäuft Fälle von Zerstörungen, auch Drogendelikten auf dem Friedhof gegeben. Was jetzt passiert sei, bedeute "eine Fortsetzung und Steigerung". Das würde aber gleichzeitig dazu herausforderen, "uns an diesem Ort weiter zu engagieren".
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
2 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.