Als Pacht für neuen Kunstort fällt nur Straßengebühr an
Die Pacht wird weitaus geringer ausfallen, als es sich vor allem der Bezirk erhofft hatte. "Das Objekt gilt als Teil des öffentlichen Straßenlands", erklärte Axel Koller, Leiter der Abteilung Tiefbau und Landschaftsplanung. Das bedeutet, es können dort auch nur moderate Gebühren, etwa analog zur Außengastronomie, erhoben werden. Sie betragen zwischen 1300 und 1400 Euro - im Jahr. "Natürlich sind wir von anderen Summen ausgegangen", meinte Koller. Erst ein näheres Beschäftigen mit der Gesetzeslage habe erbracht, dass das nicht möglich sei.
Die Mitglieder des Bewerberkonsortiums freuten sich sichtbar über das Schnäppchen. Wie bereits berichtet, möchten sie dort tagsüber eine Galerie und am Abend "Street Art Gastronomie" einrichten. Betrieben werden die Räume von Sascha Disselkamp (50), Inhaber des Sage-Clubs und Restaurants sowie von Flint Neiber (21), Veranstalter in der freien Kunst- und Kreativszene. Für den künstlerischen Teil ist vor allem Kani Alavi (59) verantwortlich, Maler und Chef des Vereins East Side Gallery. Er will auch Installationen und Skulpturen im Außenbereich auf der Mittelinsel anbringen, ansonsten sei die Freifläche aber für weitere Aktivitäten tabu. Das hatte der Bezirk bereits in seiner Ausschreibung gefordert. Gerade junge Künstler sollen im umgebauten WC die Möglichkeit bekommen, ihre Werke zu präsentieren. Auf diese Weise sehen die Bewerber auch den verlangten sozialen Aspekt erfüllt. Das Geld für den Betrieb soll vor allem durch den abendlichen Club eingespielt werden, wobei es auch dort nicht nur kommerzielle Angebote geben werde. Zunächst müsse aber kräftig investiert werden, um die knapp 100 Quadratmeter große Untergrund-Location herzurichten, erklärte Sascha Disselkamp. Einige Teile stehen unter Wasser. Eine Wand wird herausgerissen und durch einen Träger ersetzt. Stromleitungen müssen gelegt werden und natürlich braucht die ehemalige Toilette auch eine neue Toilette. Die Gesamtkosten bezifferte er auf rund 100 000 Euro. "Aber wir sind überzeugt, dass sich dieses Projekt tragen wird und bringen dafür auch Erfahrungen mit", so Disselkamp.
Auch das wollte eine Mehrheit im Ausschuss natürlich gern hören. Denn zu ihren Bedingungen gehörte ebenfalls, dass die Umbauten vom Betreiber übernommen werden und der Bezirk auch für die Zukunft finanziell nicht in die Verantwortung genommen wird. Deshalb gaben sie bei einer Gegenstimme aus der Grünen-Fraktion ihren Segen für einen möglichst schnellen Abschluss mit diesem ohnehin einzigen ernsthaften Kandidaten. Nachdem Auseinandersetzungen wegen der Pacht nicht mehr zu erwarten sind, scheint es jetzt vor allem um die Vertragsdauer zu gehen. "Wir hätten gern eine langfristige Abmachung. Entweder zehn Jahre oder fünf plus eine Option auf weitere fünf Jahre", machte Sascha Disselkamp deutlich.
Und unabhängig vom Kontrakt für den Betrieb braucht es außerdem eine Baugenehmigung für die Sanierung. Die Bewerber drücken auch hier auf Tempo. Denn noch in diesem Jahr wollen sie die WC-Galerie und Gastronomie eröffnen.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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