An der Yorckstraße 60 erinnern Stolpersteine an die einstigen Bewohner
Sie erinnern an die früheren jüdischen Bewohner, die in den Konzentrations- und Vernichtungslagern der Nazis starben. Das Gedenken ist der Projektgruppe Stolpersteine der Initiative Möckernkiez zu verdanken. Sie hat außerdem die Biografien der Menschen recherchiert und zeigt die Ergebnisse in einer Ausstellung im Treffpunkt der Initiative in der Yorckstraße 62.
Auch die beiden Schülerinnen Merve und Ayla (beide 17) aus der Lina-Morgenstern-Schule haben sich an dem Projekt beteiligt und sich vor allem mit der Lebens- und Leidensgeschichte von Margarete Meyer beschäftigt. Der 1881 geborenen Frau gehörten bis 1938 zwei Geschäfte für Seifenartikel. Außerdem war sie Mitinhaberin eines Großhandels, unter anderem für Holzwaren und Kleiderbügel.
Nach der Reichspogromnacht wurde Margarete Meyer enteignet und musste eine "Sühneleistung" in Höhe von 25 000 Reichsmark erbringen. 1939 verlor sie ihre Wohnung in der Ritterstraße 62 und kam danach als Untermieterin in der Yorckstraße 60 unter. Margarete Meyer wurde am 28. März 1942 in das Ghetto Piaski bei Lublin deportiert und starb dort wenig später. Ihr Ehemann Nathan Meyer, geboren 1882, wurde im November 1942 in Auschwitz ermordet. Auch der damals 28-jähriger Sohn Horst Meyer kam 1943 nach Auschwitz, überlebte aber das Vernichtungslager. Ebenso wie seine Tochter Tana Meyer, heute Tana Ross. Das 1940 geborene Mädchen war mit ihrer Großmutter mütterlicherseits nach Theresienstadt deportiert worden. Tana Ross, die in New York lebt, wird wahrscheinlich am 22. April die Möckernkiez-Initiative besuchen und bei einer öffentlichen Veranstaltung auftreten.
"Je mehr Unterlagen aus dieser Zeit man liest, umso unverständlicher wird einem, was damals passieren konnte", meinten Merve und Ayla. Sie werden ihre Recherchen jetzt auch als Prüfungsthema für ihren mittleren Schulabschluss präsentieren.
Die sechs neuen Stolpersteine stehen beispielhaft für das Schicksal von sechs Millionen Toten. "Ohne den Massenmord der Nazis wäre die Geschichte dieses Hauses anders verlaufen", meinte ein heutiger Bewohner bei der Einweihung. Daran erinnern die kleinen Messingquader und die Ausstellung. Sie kann jeweils Dienstag und Donnerstag von 16 bis 19 Uhr sowie nach Vereinbarung besichtigt werden, 48 81 71 70.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.