Ausstellung erinnert an Opfer der Euthanasie

Biografien der Opfer und auch der Täter sind ebenfalls Teil der Ausstellung in der Topographie des Terrors. | Foto: Frey
  • Biografien der Opfer und auch der Täter sind ebenfalls Teil der Ausstellung in der Topographie des Terrors.
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Kreuzberg. Rund 300 000 Menschen wurden während der Zeit des Nationalsozialismus wegen ihrer geistigen Behinderung oder psychischen Problemen ermordet.

An dieses Verbrechen erinnert derzeit die Ausstellung "erfasst, verfolgt, vernichtet" im Dokumentationszentrum "Topographie des Terrors" in der Niederkirchner Straße 8.

Ähnlich wie beim Holocaust gab es auch beim Euthanasieprogramm der Nazis eine sich im Laufe der Jahre steigernde Gewaltspirale. Menschen, die außerhalb der Norm aufgefallen waren wurden schon sehr früh zwangssterilisiert. Es folgte die Deportation in besondere Heime und Anstalten, dort schließlich der Massenmord. Dessen Erlaubnis, von Adolf Hitler unterschrieben, stammt, rückdatiert, vom 1. September 1939. Dem Tag des Beginns des zweiten Weltkriegs.

Die Vernichtung sogenannten "lebensunwerten Lebens" war Teil der NS-Ideologie. Eine Debatte wie mit Behinderten oder psychisch auffälligen Menschen umzugehen sei, gab es allerdings bereits vor 1933. Sie wurde häufig von eher "fortschrittlichen" Medizinern und Psychiatern geführt. Einige von ihnen wurden in der Nazizeit zu willigen Vollstreckern der Euthanasie. Und ähnlich wie in anderen Bereichen konnten die meisten ihre Berufslaufbahn nach 1945 fortsetzen.

Widerstand gab es vor allem von den Kirchen. Nach den Predigten des Münsteraner Bischofs Clemens August Graf von Galen im Herbst 1941 hörten zumindest die flächendeckenden Massenmorde auf. Ohne dass sie deshalb völlig eingestellt wurden. Daran zeigte sich aber, dass mutig vorgetragener Protest nicht völlig wirkungslos bleiben musste. Ähnliches hat es gegen die Deportation der Juden in die Vernichtungslager nicht gegeben.

Auch manche Familienmitglieder haben sich gegen den Abtransport ihrer Angehörigen zur Wehr gesetzt und die meist kurz danach erhaltene Todesnachricht hinterfragt. Mitgeteilt wurde sie ihnen in einem formlosen Schreiben, als vermeintliche Ursache wurde häufig eine Lungenentzündung angegeben. Andere scheinen das Schicksal ihrer Angehörigen sehr schnell hingenommen zu haben. Als wären sie froh gewesen, dass ihnen eine Last abgenommen wurde.

Die Ausstellung ist bis zum 13. Juli zu sehen. Geöffnet ist täglich von 10 bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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